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In die Schule des Heiligen Geistes gehen

Tag 3 auf der MEHR2018: Europa soll gerettet werden durch gegenseitige Wertschätzung und Freiheit. Von Benedikt Winkler
Auditorium der Augsburger Messehalle-MEHR 2018
Foto: dpa | Das Auditorium der Augsburger Messehalle war bis auf den letzten Platz gefüllt: Begeisterung für die Einheit der Christenheit und für die Rettung Europas. Foto: Benedikt Winkler.

Am Samstag wurden die Tore wieder weit geöffnet auf der MEHR-Konferenz 2018 in Augsburg. - Was will Gott in Europa tun? Nach Johannes Hartls Meinung möchte Gott, dass wir den „Schlüssel zum Herzen der Menschen verwenden“. Dieser Schlüssel, den Hartl in silberner Ausführung für die Anschaulichkeit in die Luft hob, bestehe einerseits aus Wertschätzung und andererseits aus Freiheit. Hartl misstraue jeder Kultur, die mit Beschämung und Kontrolle Macht auf Menschen ausübe. "Wir züchten nur feige Mitläufer heran", konstatiert der Theologe, anstatt uns "tief in Christus hinein zu verwandeln". Wertschätzung bedeute den anderen zu sehen so wie er ist - ohne ihn oder sie in eine „Bewertungsbox“ zu stecken. Im Johannes-Evangelium fragt Jesus Simon den Pharisäer: „Siehst du diese Frau?“ - woraufhin Simon verneine, denn er sah nur die „Nutte“, so Hartl - aber nicht die ganze Frau. In gelingenden Partnerschaften gehe es darum, den Partner in seiner Würde zu ehren und ihm die Freiheit zu lassen mit gesunden Grenzen.

Vishal Mangalawadi ist einer der führenden Intellektuellen Indiens, der mehrere Jahre die Kultur des Westens studiert hat. Seitdem fragt er sich als Inder, was Europa drohe, wenn das Evangelium zu sehr an Bedeutung verliert. Im Auditorium erklärte er den zehntausend Zuschauern, wie prägend die Bibel und das Christentum für das westliche Bildungssystem gewesen ist. „Die römisch-katholische Kirche erfand die Universität“, so der indische Philosoph. Ohne die Kirche und die Klöster gäbe es keine Universitäten in Cambridge, Oxford, Paris, Heidelberg oder Prag. Zölibatär lebenden und betenden Mönchen in den mittelalterlichen Klöstern sei es zu verdanken, dass sie mit ihrem kreativen Verstand menschenwürdige Technologien erfanden, die das Leben voranbrachten. Bis heute tragen viele Frauen in Asien und Afrika Wasserkrüge auf dem Kopf, ein Form von Arbeit, die Mangalwadi „Plackerei“ nannte. Weiterhin geißelte Mangalwadi das Problem der Kindestötung vor allem von Mädchen in Indien. „Du sollst nicht töten“ ist Gottes Wort und nicht nur ein menschlicher Wert, denn ein Wert ist veränderlich.

Nach einer katholischen Eucharistiefeier rief Johannes Hartl zum Abschluss des Tages im bis auf den letzten Platz gefüllten Auditorium zu der Rettung Europas auf. „Europe shall be saved“ so der Ruf in der Messehalle. Gott sei nicht unser Wunscherfüller. Wir seien hineingerufen in diese Welt, um den Willen des Herrn zu erfüllen. „Die Zeit von Christen, die sich gegenseitig nicht wertschätzen und sich nicht lieben, muss vorbei sein in Europa.“ Tosender Applaus, erhobene Hände, Standing Ovations und gegenseitiges Segnen. „Die Wüstenzeit für Europa ist vorbei. Es beginnt eine neue Zeit.“ Und so verschmolzen an diesem Abend die Gebete von Katholiken, Protestanten, Freikirchlern und Evangelikalen, Männern und Frauen, Jungen und Alten, und kaum jemand konnte sich dem Eindruck verwehren, dass hier etwas Großes, Neues und Schönes geschah.

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