Die Kritik an politisierenden und moralisierenden Predigten stellt trotz mancher Polemik eine ernsthafte Anfrage an die Verkündiger des Glaubens dar. Pauschale Urteile verbieten sich, aber bedenkenswert ist der Vorwurf allemal. Das Evangelium ist bekanntlich nicht neutral. Der biblisch zentrale Begriff der Prophetie ist ohne politisches Handeln gar nicht umzusetzen. Es ist ein Recht und eine Pflicht der Kirche, sich am politischen Diskurs zu beteiligen – insbesondere, wenn es um die Prinzipien und die nicht verhandelbaren Werten geht. Wie dezidiert dies (partei-)politisch geschieht, steht dann auf einem anderen Blatt. Das sind dann Tugendfragen von Klugheit und Maß.
Kirche
Im Strudel der Ethisierung
Jüngst wurde der Vorwurf laut, viele Predigten seien zu politisch. Das rührt an ein tieferes Problem. Ein Antwortversuch. Von Adriano Sturchio