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Homosexualität: "Kirchliche Lehre nicht ändern!"

In einem offenen Brief an die Bischöfe bei der Jugendsynode bittet eine junge katholische Frau, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, dass die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität nicht geändert werden soll.
Kirche und Homosexualität
Foto: Paul Zinken (dpa) | Symbolbild: Avera Maria Santo war völlig erschüttert, als sie von den Bemühungen von LGBT-freundlichen Gruppen erfuhr, die versuchten, die katholischen Bischöfe davon zu überzeugen, die Lehre der Kirche zur ...

Ein offener Brief an die Bischöfe zum Thema Homosexualität bei der Jugendsynode
Von Avera Maria Santo

Sehr verehrte Bischöfe der heiligen katholischen Kirche,

Als ich auf die Bemühungen von LGBT-freundlichen Gruppen aufmerksam wurde, die versuchten, die katholischen Bischöfe davon zu überzeugen, die Lehre der Kirche zur Homosexualität zu ändern, insbesondere während der diesjährigen Jugendsynode, war ich völlig erschüttert.

Ich bin jemand, der nicht nur innerhalb der Kirche aufgewachsen ist, sondern auch gelernt hat, sie und ihre Lehren für das persönliche Leben zu lieben. Daher fände ich es schrecklich, wenn die Lehre der Kirche in irgendeiner Form geändert würde – besonders, wenn dies in einer Form geschähe, die solch schweren Schaden anrichten würde.

"Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden, mit wem ich darüber sprechen soll"

Daher will ich nun mein Herz ausschütten und etwas von meiner Geschichte und meinen Überzeugungen mit Ihnen teilen, liebe Bischöfe der heiligen katholischen Kirche, und Sie gleichzeitig bitten, die kirchliche Lehre zur Homosexualität so zu erhalten, wie sie ist: gut, wahrhaftig und schön.

Ich bin eine 22 Jahre junge katholische Frau, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Als Jugendliche erfuhr ich wenn überhaupt nur sehr wenig über Homosexualität, obwohl ich von meiner Vorschulzeit an bis zur 12. Klasse eine katholische Schule besuchte.

Als ich mich schließlich damit abgefunden hatte, dass ich romantische Gefühle für andere Frauen habe, erschreckte mich das sehr. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden, mit wem ich darüber sprechen sollte. Oder ob ich überhaupt darüber sprechen konnte. Diese Angst lähmte mich und sorgte dafür, dass ich eine ganze Weile schwieg.

"Es gefiel mir nicht, aber es war das, was ich hören musste"

Nach und nach erfuhr ich immer mehr über die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität, und eine gewisse Zeit lang verstand ich sie nicht. Ich war mir nicht sicher, was die Worte „objektiv“ und „in sich nicht in Ordnung“ bedeuteten, und um ehrlich zu sein, ich wollte es gar nicht wirklich wissen. Erst mit ungefähr 20 Jahren begann ich allmählich, sie zu verstehen.

Ich gestehe, mir gefiel das nicht, was ich hörte, aber ich wusste: Es war das, was ich hören musste.

Vor kurzem bin ich auf ein Zitat des Abtes Jean-Charles Nault OSB gestoßen, in dem für mich sehr viel Wahrheit steckt:

„Für die Philosophen der Antike und für die gesamte christliche Tradition bedeutete Freiheit die Fähigkeit, die der Mensch besitzt – eine Fähigkeit, die gleichzeitig zu seinem Intellekt und seinem Willen gehört – wann immer er dies will und nach Belieben tugendhafte, gute und exzellente Handlungen zu vollbringen. Die Freiheit des Menschen liegt somit in seiner Fähigkeit, ohne Mühen und mit Freuden dauerhaft gute Taten zu vollbringen. Diese Freiheit wird von der Anziehungskraft des Guten definiert.“

Immer wieder hört man Sätze wie „Ich will einfach nur die Freiheit, zu lieben, wen ich will“ aus der LGBT-Gemeinde. Dieser Wunsch ist in sich gut, wenn er rechtmäßig geäußert ist.

"Gleichgeschlechtliche Beziehung schränkt meine Freiheit ein, authentisch zu lieben"

Der Mensch ist erst dann wirklich frei, wenn er sich entscheiden kann, so zu handeln, wie er sollte, nicht einfach nur so, wie er es gerne hätte – denn die Dinge, die wir uns wünschen, sind nicht immer gut für uns.

Ich wollte immer in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben. Es gab Momente, da überwältigte mich dieser Wunsch so sehr, dass ich keine Möglichkeit sah, wie ich den Tag sonst überstehen sollte. Aber jetzt weiß ich, dank der guten und gnädigen Lehre Gottes durch Seine Kirche, dass solch eine Beziehung nicht nur meine Freiheit einschränkt, authentisch zu lieben, sondern auch meine Fähigkeit, nach Heiligkeit zu streben. Einen Schritt weiter gedacht würde eine solche Beziehung mir letztendlich die Aussicht darauf verwehren, meine Ewigkeit mit meiner einzigen wahren Liebe zu verbringen: Jesus.

Meine sehr verehrten Bischöfe: Es gibt niemanden auf dieser Welt, der nicht zu einem keuschen Leben aufgerufen ist. Das schließt meine Schwestern und Brüder mit ein, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen. Das heißt nicht, dass die Kirche erdrückend ist und von uns verlangt, dass wir uns schlecht fühlen und uns ihr passiv unterwerfen. Das heißt vielmehr, dass ein jeder von uns dazu eingeladen ist, in das Göttliche Leben unseres Schöpfers einzutreten, ein Leben, in dem keine Sünde fortbestehen kann.

"Aufgerufen zu lieben, so wie Christus uns liebte"

Im Paragraph 2331 des Katechismus heißt es: „Gott ist Liebe und lebt in sich selbst ein Geheimnis personaler Liebesgemeinschaft. Indem er den Menschen nach seinem Bild erschafft prägt Gott der Menschennatur des Mannes und der Frau die Berufung und daher auch die Fähigkeit und die Verantwortung zu Liebe und Gemeinschaft ein.“

Als Christin sollte ich nicht nur daran erinnert werden, dass ich dazu aufgerufen bin zu lieben, so wie Christus uns liebte, sondern dass ich auch die Fähigkeit besitze, dies zu tun. Ich bin zu authentischer Liebe fähig!

Wenn man mir sagt, dass meine Bürde der gleichgeschlechtlichen Gefühle zu schwer sei, um so zu lieben, wie Christus es von mir verlangt, ist das nicht nur entwürdigend. Es ist auch eine Lüge. Gott hat mich nicht verlassen, als der Mensch sich am Anfang erstmals der Sünde schuldig machte, und Er wird mich auch jetzt nicht verlassen.

Er hat mich, so wie jeden einzelnen von uns zu Sich gerufen, und ich beabsichtige, zu Ihm zurückzukehren, egal wie schwer meine Bürde auf mir lasten mag.

So wie sich Christus am Kreuz an mich erinnerte, bete ich dafür, dass Sie, verehrte Bischöfe, an mich und die Schwestern und Brüder, die mir ähnlich sind, denken, während Sie beten und diskutieren, wie Sie jungen Menschen in Fragen des Glaubens und der Berufung helfen können, insbesondere im Hinblick auf das Thema Homosexualität.

Bitte rufen Sie sich folgendes ins Gedächtnis, wie es die heilige Therese von Lisieux, eine meiner liebsten Schutzheiligen, so großartig ausgedrückt hat: „Meine Berufung ist es, zu lieben.“

Die Ihre in Christus,

Avera Maria Santo

Die Autorin, 22 Jahre, gründete den Blog „Inside My Holy of Holies“, auf dem sie über ihre Erfahrungen als junge homosexuelle katholische Frau schreibt. Seit dem Start im Mai 2017 wurde der Blog mehr als 25 000 Mal aufgerufen.

Aus dem Englischen von Maximilian Lutz

DT

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