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Hanke: Verschweigen von Missbrauch hat strukturelle Ursachen

Um die eigene Institution zu schützen, habe es in der Vergangenheit zu oft eine schädliche „Selbstfixierung“ und ein „Inner-Circle-Denken“ gegeben, so der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke.
Bischof Hanke zur Missbrauchskrise
Foto: Harald Oppitz (KNA) | „Es fehlte ein Bewusstsein dafür, wie verheerend ein falscher Umgang mit Missbrauchstätern sein kann", meint Bischof Hanke über den Umgang der Kirche mit Tätern.

Eine schädliche „Selbstfixierung“ und ein „Inner-Circle-Denken“ zum Schutz der eigenen Institution. Mit diesen Begriffen äußert sich der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke selbstkritisch zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise in der katholischen Kirche. In einem Gastbeitrag für die Freiburger „Herder Korrespondenz“ spricht er von strukturellen Ursachen, die das Vertuschen und Verschweigen von sexueller Gewalt ermöglicht hätten.

Nach dem Motto: "Du hast gesündigt, aber es wird schon wieder"

„Es fehlte ein Bewusstsein dafür, wie verheerend ein falscher Umgang mit Missbrauchstätern sein kann. Ich spreche hier kein Schuldurteil über andere, ich schließe mich selber ein“, so Hanke. Den Bischöfen wirft der Eichstätter Oberhirte vor, nicht wahrgenommen zu haben, dass Missbrauchstäter das Leben ihrer Opfer zerstörten. Nach dem Motto „Du hast gesündigt, aber es wird schon wieder“, hätten stets die Täter im Zentrum gestanden.

In der „Herder Korrespondenz“ geht Hanke auch auf den Verbesserungsbedarf ein, was den Umgang der Kirche mit Finanzen betrifft. Er mahnte Offenheit und Transparenz an. Gleichzeitig forderte der 64-Jährige, den operativen Bereich von der Aufsichtsebene zu trennen.

Kirche muss im Finanzbereich allgemein anerkannte Standards einhalten

Zum Bestandteil der „inneren Ordnung der Kirche“ müsse der Blick von außen werden. Aufsichtsebene getrennt werden. „Das ist leider noch immer oft gar nicht so sehr erwünscht“, schreibt Bischof Hanke. Bei der Stellenvergabe gelten für ihn als entscheidende Kriterien Kompetenz und Sachverstand. „Als Kleriker bin ich nicht durch Handauflegen für Fragen der Finanzverwaltung kompetent.“ Auch die Kirche müsse im Finanzbereich die allgemein anerkannte Standards einhalten.

DT/mlu/KNA

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