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Hamburg: 70 katholische Religionslehrer bangen um Stelle

In der Hansestadt gibt es das bundesweit einzigartige Modell eines konfessionsübergreifenden Religionsunterrichts für alle. Ab 01. August dürfen nur noch Lehrkräfte unterrichten, die von ihrer Religionsgemeinschaft die Erlaubnis dazu erhalten haben. Die katholische Kirche beteiligt sich nicht.
70 katholische Lehrer in Hamburg bangen um Stelle
Foto: Marcus Brandt (dpa) | Die katholische Kirche beteiligt sich nicht am Hamburger Modell „Religionsunterricht für alle“ (Rufa), das bundesweit einzigartig ist.

In Hamburg bangen 70 katholische Lehrkräfte um ihre Stelle als Religionslehrer. Der Grund dafür ist eine Neuregelung des an staatlichen Hamburger Schulen gängigen Religionsunterrichts für alle. Verantwortet wird dieser Unterricht, der nicht konfessionsgebunden ist, von der evangelischen Nordkirche. Wie die „Welt“ berichtet, sollen ab 01. August nur noch Lehrer unterrichten dürfen, die von ihrer Religionsgemeinschaft dazu berufen worden sind.

Katholische Kirche nicht am Religionsunterricht für alle beteiligt

Die katholische Kirche beteiligt sich nicht am Modell „Religionsunterricht für alle“ (Rufa), das bundesweit einzigartig ist. Der Unterricht wird auch durch Buddhisten, Juden, Muslime und Aleviten mitbestimmt. „Wir sind der Ansicht, dass nur ein Lehrer, der der jeweiligen Konfession angehört, diese auch fachgerecht vermitteln kann“, äußerte sich Friederike Mizdalski aus der Schulabteilung des Erzbistums Hamburg.

Bislang konnten katholische Religionslehrer den Unterricht aber dennoch erteilen, da die Nordkirche eine Beauftragung durch die jeweilige Religionsgemeinschaft, die sogenannte „Vokation“ nicht voraussetzte. Das ändert sich nun mit der Neuregelung, die die Nordkirche Ende 2017 beschlossen hatte, und die ab August in Kraft tritt. Nur dank einer Übergangsfrist bis ins Jahr 2022 können die katholischen Lehrer auch im kommenden Jahr an staatlichen Hamburger Schulen weiter unterrichten.

Erzbistum Hamburg arbeitet an einer Lösung

In Anbetracht der geänderten Voraussetzungen hat das Erzbistum Hamburg nun bekräftigt, an einer Lösung für die betroffenen Lehrer zu arbeiten, wie die „Welt“ weiter schreibt. Seit Ende 2017 soll das Erzbistum mit der Schulbehörden und der Nordkirche im Gespräch sein. Eine Lösung sei jedoch noch nicht gefunden worden.

Die Verantwortung für den „Religionsunterricht für alle“ in Hamburg hat die evangelische Kirche, da sie die stärkste Konfession in der Hansestadt ausmacht. Erkennbar ist dies auch an der Anzahl der Lehrer evangelischen Glaubens, die das Modell unterrichten: Von rund 1200 Lehrkräften insgesamt waren das bei der letzten statistischen Erhebung 840. 70 waren katholisch, 250 gaben keine Konfession an. Dazu kommen etwa 250 Lehrkräfte, die den „Religionsunterricht für alle“ fachfremd erteilten.

DT/mlu

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