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„Grace à Dieu“-Regisseur zufrieden mit Urteil gegen Barbarin

Die Nicht-Anzeige pädophiler Handlungen werde dank des Urteils als tatsächliches Vergehen anerkannt, meint der französische Star-Regisseur Francois Ozon. Die Missbrauchsfälle im Lyoner Erzbistum setzte er mit seinem Werk „Grace à Dieu“ filmisch um.
Regisseur Francois Ozon zufrieden mit Strafmaß gegen Barbarin
Foto: Jens Kalaene (dpa) | Francois Ozon bezeichnet die Strafe von sechs Monaten Haft auf Bewährung als einen „symbolischen Sieg“ für den Kinderschutz.

Lobende Worte von prominenter Seite für das Urteil gegen den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin: Der französische Star-Regisseur Francois Ozon, der die Missbrauchsfälle im Lyoner Erzbistum mit seinem Werk „Grace à Dieu“ filmisch umsetzte und in semi-dokumentarischem Stil gerade einem breiten Kino-Publikum nahebringt, bezeichnet die Strafe von sechs Monaten Haft auf Bewährung als einen „symbolischen Sieg“ für den Kinderschutz.

Die Medien hätten Barbarins öffentlichen Ruf beschädigt, meinen Kritiker

„Durch den Fall des Kardinals Barbarin wird die Nicht-Anzeige pädophiler Handlungen in den Augen einer breiten Öffentlichkeit als tatsächliches Vergehen anerkannt.“ Ozons Film ist allerdings umstritten. Kritiker werfen ihm vor, mit der Darstellung der Rolle des Kardinal maßgeblich zu seiner Verurteilung beigetragen zu haben. Der öffentliche Ruf Barbarins sei auch durch die Medien derart beschädigt, dass dem Gericht kaum eine andere Wahl geblieben sei, als den französischen Erzbischof zu verurteilen, behauptete beispielsweise Jean-Félix Luciani, einer von Barbarins Anwälten.

Vor gut einer Woche war der 68-jährige Primas von Gallien wegen der Nicht-Anzeige sexueller Vergehen an Minderjährigen durch einen französischen Priester sowie unterlassener Hilfeleistung verurteilt worden. Kurz nach der Bekanntgabe des Urteils kündigte Barbarin an, bei Papst Franziskus seinen Rücktritt einzureichen.

Pater Vignon: "Freue mich für neue Kirche, die gerade entsteht"

Und auch Pierre Vignon - jener Priester aus der südfranzösischen Diözese Valence, der im August 2018 eine Petition gestartet hatte, in der er den Rücktritt des Kardinals forderte, zeigt sich zufrieden. Er freue sich für die „neue Kirche“ die gerade entstehe, erklärte Vignon. Ãœber 100 000 Unterschriften konnte seine Petition einsammeln. Gleichzeitig schränkte der Pater ein: „Für Philippe Barbarin persönlich freue ich mich nicht, denn ich habe ihm nie etwas Schlechtes gewünscht.“ Daher wolle er nicht so weit gehen, von einem persönlichen Sieg zu sprechen. Sein Rücktrittsgesuch bringe den Kardinal aber „auf die Höhe der Tatsachen“.

DT

Wie die Reaktionen auf das Strafmaß gegen den französischen Kardinal Philippe Barbarin insgesamt ausfielen, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 14. März 2019.

Themen & Autoren
Maximilian Lutz Francois Ozon Kardinäle Missbrauchsaffären Papst Franziskus

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