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„Gesegnete Ostern!“

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 4. April.
Pope Francis' general audience
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und gesegnete Ostern!

Ihr seht, dass heute Blumen hier sind: Blumen besagen Freude, Fröhlichkeit. An einigen Orten wird Ostern auch „blühendes Ostern“ genannt, weil der auferstandene Christus „erblüht“: er ist die neue Blüte; es erblüht unsere Rechtfertigung, es erblüht die Heiligkeit der Kirche. Daher die vielen Blumen: das ist unsere Freude.

Die ganze Woche feiern wir Ostern, die ganze Woche. Und daher wünschen wir uns alle noch einmal „Gesegnete Ostern“. Sagen wir es zusammen: „Gesegnete Ostern!“, alle! [Die Pilger auf dem Petersplatz wiederholen: „Gesegnete Ostern!“]. Ich möchte auch – weil er Bischof von Rom war -, dass wir unserem geliebten Papst Benedikt gesegnete Ostern wünschen, der uns am Fernsehen folgt. Wir alle wünschen Papst Benedikt gesegnete Ostern. [Alle rufen „Gesegnete Ostern!“.] Und einen großen Applaus.

Mit der heutigen Katechese beenden wir die Reihe, die der Messe gewidmet war. Die heilige Messe ist das Gedächtnis des Leidens und der Auferstehung Jesu, doch sie ist mehr als nur eine Erinnerung daran, sie lässt uns dies erneut nacherleben. Letztes Mal sind wir bis zur Kommunion und zum Gebet nach der Kommunion gekommen; nach diesem Gebet geht die Messe mit dem Segen, der vom Priester erteilt wird, und der Entlassung des Volkes zu Ende (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 90). So wie die Messe, also die liturgische Handlung, mit dem Zeichen des Kreuzes im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes begonnen hat, so wird sie auch im Namen der Dreifaltigkeit abgeschlossen.

Uns ist jedoch bewusst, dass, wenn die Messe zu Ende geht, der Auftrag des christlichen Zeugnisses beginnt. Die Christen gehen nicht zur Messe, um einer wöchentlichen Pflicht nachzukommen und dann alles zu vergessen. Nein. Die Christen gehen zur Messe, um am Leiden und an der Auferstehung des Herrn teilzunehmen und dann noch mehr als Christen zu leben: es beginnt der Auftrag des christlichen Zeugnisses. Wir verlassen die Kirche und „gehen hin in Frieden“, um den Segen Gottes in unseren Alltag, in unsere Häuser, in unsere Arbeitsumgebung, in die Tätigkeiten der Stadt auf Erden zu bringen, indem wir den Herrn durch unser Leben verherrlichen. Doch wenn wir die Messe verlassen und dabei schwatzen und mit loser Zunge sagen: „Guck mal der da, guck mal die da…“, dann ist die Messe nicht in mein Herz eingetreten. Warum? Weil ich das christliche Zeugnis nicht zu leben vermag. Jedes Mal, wenn ich aus der Messe komme, muss ich besser herauskommen als ich hereingegangen bin, mit mehr Leben, mit mehr Kraft, mit größerem Verlangen, das christliche Zeugnis abzulegen. Durch die Eucharistie, tritt Jesus, der Herr, in uns ein, in unser Herz und in unser Fleisch, damit wir „in unserem Leben dem Sakrament treu bleiben, das wir im Glauben empfangen haben“ (vgl. Tagesgebet, Ostermontag).

Von der Feier der Messe zum Leben also, in dem Bewusstsein, dass die Messe in den konkreten Entscheidungen derjenigen Erfüllung findet, die sich persönlich in das Geheimnis Christi einbeziehen lassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Eucharistie feiern, um zu lernen, eucharistische Männer und Frauen zu werden. Was bedeutet das? Das bedeutet, Christus in unseren Werken handeln zu lassen: dass seine Gedanken unsere Gedanken sind, seine Gefühle die unseren, seine Entscheidungen unsere Entscheidungen. Und das ist Heiligkeit: so zu handeln, wie Christus gehandelt hat, ist christliche Heiligkeit. Das bringt der heilige Paulus ganz genau zum Ausdruck, wenn er von seiner Angleichung an Jesus spricht und sagt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2,19-20). Das ist das christliche Zeugnis. Die Erfahrung des Paulus erleuchtet auch uns: in dem Maß, in dem wir unseren Egoismus abtöten, das heißt das absterben lassen, was im Gegensatz zum Evangelium und zur Liebe Jesu steht, wird in uns mehr Raum für die Kraft seines Geistes geschaffen. Die Christen sind Männer und Frauen, die ihre Seele durch die Kraft des Heiligen Geistes erweitern lassen, nachdem sie den Leib und das Blut Christi empfangen haben. Lasst Eure Seele erweitern! Nicht diese engen und verschlossenen, kleinen, egoistischen Seelen, nein! Weite, große Seelen mit einem weitern Horizont… Lasst Eure Seelen durch die Kraft des Geistes erweitern, nachdem Ihr den Leib und das Blut Christi empfangen habt.

Da die Realpräsenz Christi im konsekrierten Brot nicht mit der Messe zu Ende ist (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1374), wird die Eucharistie im Tabernakel für die Kommunion der Kranken und für die stille Anbetung des Herrn im allerheiligsten Sakrament aufbewahrt; der eucharistische Kult außerhalb der Messe – sei es in privater, sei es in gemeinschaftlicher Form – hilft uns, in Christus zu bleiben (vgl. ebd. 1378-1380).

Die Früchte der Messe sind dazu bestimmt, im Leben aller Tage zu reifen. Wir können es so sagen, wenn wir das Bild des Weizenkorns ein wenig weiter fassen wollen: die Messe ist wie das Weizenkorn, das dann im normalen Leben wächst, das wächst und in den guten Werken, in den Verhaltensweisen, die uns Jesus ähnlich machen, zur Reife kommt. Die Früchte der Messe sind also dazu bestimmt, im Leben aller Tage zu reifen. In Wahrheit erneuert die Eucharistie durch die Vertiefung unserer Vereinigung mit Christus die Gnade, die der Heilige Geist uns in der Taufe und in der Firmung geschenkt hat, auf das unser christliches Zeugnis glaubhaft sei (vgl. ebd. 1391-1392).

Was macht die Eucharistie außerdem, wenn sie in unseren Herzen die göttliche Liebe entzündet? Sie trennt uns von der Sünde: „Je mehr wir am Leben Christi teilhaben und je weiter wir in seiner Freundschaft fortschreiten, desto geringer wird die Gefahr sein, sich durch eine Todsünde von ihm zu trennen“ (ebd., 1395).

Die regelmäßige Teilnahme am eucharistischen Mahl erneuert, stärkt und vertieft die Verbindung mit der christlichen Gemeinde, der wir angehören, entsprechend dem Grundsatz, dass die Eucharistie die Kirche baut (vgl. ebd. 1396); sie vereint uns alle.

An der Eucharistie teilzuhaben verpflichtet schließlich gegenüber den anderen, vor allem gegenüber den Armen, indem wir dazu angehalten werden, vom Fleisch Christi zum Fleisch der Brüder und Schwestern überzugehen, in dem Er darauf wartet, dass wir Ihm dienen und dass Er von uns erkannt, geachtet und geliebt wird (vgl. ebd. 1397).

Da wir den Schatz der Vereinigung mit Christus in tönernen Gefäßen tragen (vgl. 2 Kor 4,7), müssen wir ständig zum heiligen Altar zurückkehren, bis wir im Paradies die Seligkeit kosten werden, am Hochzeitsmahl des Lammes teilzunehmen (vgl. Offb 19,9).

Danken wir dem Herrn für den Weg, den wir gemeinsam zurücklegen durften, um die heilige Messe wieder zur entdecken, und lassen wir uns mit erneuertem Glauben von dieser wirklichen Begegnung mit Jesus anziehen, der für uns gestorben und auferstanden ist, der unser Zeitgenosse ist. Und möge unser Leben immer wie Ostern „blühen“, mit den Blumen der Hoffnung, des Glaubens und der guten Werke. Mögen wir dafür in der Eucharistie, in der Vereinigung mit Jesus, immer die Kraft finden. Euch allen gesegnete Ostern!

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Herzlich heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen. Besonders grüße ich die Ministranten der Pfarrei St. Laurentius aus Tittmoning und den Kinderchor aus Eltville. Ich bitte euch: Bleibt mit Jesus, der sich euch im Sakrament der Eucharistie schenkt, immer verbunden. Er ist euer bester Freund. Gott segne euch alle.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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