Es ist eine verbreitete, aber unrichtige Sicht, dass die Zeit des späten Mittelalters durchgängig eine religiös flache und veräußerlichte gewesen sei. Der hohe Klerus sei in Sittenverderbnis, die Theologie in nutzlosen Kleinkriegen ihrer einzelnen Richtungen über absolute Randfragen des Glaubens gefangen gewesen, während das gläubige Volk in Ablassgewinnung und Reliquienverehrung sein Heil gesucht und – diese missverstehend – mehr eine halbmagische Absicherung als eine frohe und starkmütige Nachfolge des Erlösers praktiziert habe.
Frommes Spätmittelalter
Johannes Taulers seelsorgliche Ratschläge sind auch heute uneingeschränkt lesenswert