Wenn wir einen Roman lesen, in dem eine erwachsene Frau – zugleich die Ich-Erzählerin – ihren Vater wegen dessen Lebenslügen zur Rede stellt, dann müssen wir nicht gleich Angst bekommen. Solche Dinge gehören als Episoden zu sehr vielen Familien. Wenn aber dann der Vorwurf an den seit langem geschiedenen Vater deutlicher wird: „Eure Ehe war ein sexuelles Desaster“, dann sind wir in einer anderen Zone, und wir wissen: solche Schamlosigkeit ist eben doch vor 1968 nicht eigentlich aufgetreten. Schöne Scham (Scheu) und Rechtsempfinden hatte der heidnisch-griechische Obergott Zeus durch seinen Boten Hermes in der Welt verteilen wollen, gleichmäßig unter allen Menschen.