Auch aus dem Ausland mehrt sich die Kritik an der Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz zu einer möglichen Zulassung evangelischer Ehepartner zur Kommunion in Einzelfällen. Charles Chaput, der Erzbischof von Philadelphia, hat sich jetzt in einem Essay für das amerikanische Magazin „First Things“ auf die Seite der Kritiker gestellt. Er sehe die Reinheit der Glaubenslehre infrage gestellt, wenn man Nichtkatholiken an der Kommunion teilnehmen ließe.
Erzbischof Chaput räumt in seinem Beitrag ein, dass es zwischen Bischöfe überall Meinungsverschiedenheiten gebe. Allerdings sei der aktuelle Fall in Deutschland etwas anderes, sowohl aufgrund der weltweiten Prominenz der Kontroverse wie auch aufgrund der Auswirkungen auf die kirchliche Lehre. „Was in Deutschland geschieht, bleibt nicht in Deutschland“, so Chaput. Die Geschichte habe diese Lektion schon einmal gelehrt, erklärt er hinsichtlich der Folgen der Kirchenspaltung durch Martin Luther.
Der Vorschlag einer Mehrheit der deutschen Bischöfe zur Kommunionzulassung evangelischer Ehepartner bedeutet für Erzbischof Chaput im Wesentlichen, dass Protestanten und Katholiken gemeinsam das Abendmahl feierten, ohne dass eine tatsächliche Einheit der Konfessionen herrsche. In diesem Zusammenhang weist Chaput in seinem Essay auf „ernstzunehmende Differenzen zwischen der protestantischen und der katholischen Theologie“ hin. Dazu zähle etwa die Debatte über eine Göttlichkeit Christi, die in einigen liberalen protestantischen Kreisen geführt werde.
Den Vorschlag der gemeinsamen Kommunionteilnahme lehnt Chaput somit strikt ab. Ansonsten nähme man eine „fundamentale Umdeutung“ des Charakters der Kirche vor. Schließlich sei die Eucharistiefeier ein Zeichen und Instrument kirchlicher Einheit. Wenn die Teilnahme an der Kommunion evangelischen Ehepartner in Einzelfällen erlaubt würde, sieht Chaput darin den ersten Schritt hin zu einer Öffnung der Kommunion für alle Protestanten oder gar alle Getauften. Des Weiteren spricht der Erzbischof von Philadelphia davon, dass die katholische Kirche eine „protestantische Idee kirchlicher Einheit“ aufgreifen würde, der zufolge schon die Taufe und der Glaube an Jesus Christus ausreichten, um die Kommunion zu empfangen. Als Fazit zieht Chaput, dass die „Praxis der Interkommunion“ bedeute, eine Lüge an die Stelle einer tiefgründigen Begegnung mit Christus zu setzen.
DT/mlu
Den Essay des Erzbischofs im Wortlaut lesen Sie in der kommenden Ausgabe der "Tagespost" vom 30. Mai.