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Ehevorbereitung: In die Hand von Laien geben?

Gegenwind für Kardinal Kevin Farrell. Der Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben hatte jüngst bekräftigt, dass die Ehevorbereitung in die Hand der Laien gehöre, wie die „catholic news agency“ (CNA) berichtete.
Kevin Farrell
Foto: IN | Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.

Farrells Auffassung nach sollen die Gemeinden erfahrene Ehepaare zu Mentoren für die Ehevorbereitung und die Begleitung junger Paare ausbilden. Priester hält er für diese Aufgabe für ungeeignet, denn ihnen fehlt zwangsläufig die Ehe-Erfahrung. Deshalb wäre es nicht glaubwürdig, ihnen diesen wichtigen Dienst zu übertragen. Farrell sagt, Priester kennen vielleicht die theologischen Grundlagen der Ehe, doch dieses theoretische Wissen allein genüge nicht, es ersetze nicht die Erfahrung der „gelebten Realität der Ehe“. Farrell geht dabei auch von sich selbst aus. Wurde er in seiner Verwandtschaft um Rat in der Ehe gefragt, hat er sich nicht selten überfragt gefühlt, berichtet der „catholic news service“ (CNS).

Nun haben Priester, Theologen und pastorale Mitarbeiter, die oft seit vielen Jahren in der Ehevorbereitung tätig sind, Einwände vorgebracht. Farrell unterschätze, was Priester für die Ehe geleistet haben. Viele Priester verfügen durch lange Jahre Seelsorge für Ehepaare über einen reichen Schatz an Wissen und Weisheit. Der Dienst der Priester in der Ehevorbereitung und Begleitung von Paaren in einer Ehekrise sei „unersetzlich“, sagt Edmund Adamus, ehemaliger Direktor des Instituts für Ehe und Familie der Erzdiözese Westminster in England, der selbst seit dreißig Jahren in der Ehe- und Familienpastoral arbeitet.

Ohne tiefe Einsicht in das Geheimnis der Ehe hätte der hl. Johannes Paul II. nicht die „Theologie des Leibes“ entwickeln und Papst Franziskus nicht „Amoris Laetitia“ schreiben können. Nähme man Farrells Aussagen wortwörtlich, argumentiert Pater Thomas Petri, Vize-Präsident des Päpstlichen Instituts der Unbefleckten Empfängnis in Washington, D.C., würde dies die gesamte Moraltheologie und Dogmatik des Ehesakraments außer Kraft setzen. Ganz zu schweigen davon, dass Farrells Aussagen auch die theologische Verbindung von Zölibat und Ehesakrament untergraben, die als Lebensformen auf einander verweisen, sich ergänzen und gegenseitig tragen.

Die beste Ehepastoral verbindet nach Meinung derer, die in der Ehevorbereitung tätig sind, die Charismen des zölibateren Priestertums mit den Talenten und Erfahrungen gläubiger Eheleute, wie dies vielfach bereits geschieht.

Den amerikanischen Moraltheologen John Grabowski erinnert der Stil von Farrell ein bisschen an Papst Franziskus. Die sehr direkte und vielleicht überzogene Wortwahl ist eine Rhetorik, die aufrütteln und auf einen wahren Kern verweisen möchte: dass sich christliche Eheleute noch mehr in die Ehepastoral einbringen sollten.

CNA / CNS / DT (Peter Dewald)

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