Dass Paulus im Christentum als Apostel und seine Briefe als Teil des Kanons angesehen werden, war über Jahrhunderte hin der theologische Hauptstreitpunkt, das große Ärgernis zwischen Juden und Christen. Aber es kann sein, dass das in erster Linie ein Missverständnis war. Paulus verdankte diesem wohl vor allem bereits seinen Märtyrertod. Denn er galt als Zerstörer des Judentums. Diese Rolle hat er dann insbesondere in der Liberalen Theologie des 19. Jahrhundert beibehalten. Denn Paulus habe das Gesetz abgeschafft und die besondere Erwählung Israels geleugnet (im Sinne der Aufklärung wurde er zum Vorläufer der „Indifferenzierung“).