Erik Flügge leitet eine Agentur für Politikberatung, bezeichnet sich als Bestsellerautor („Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“) und ist Mitglied in der katholischen Kirche. Der Autor bekennt sich offen zu den 90 Prozent der Katholiken, die sonntags nicht zur Kirche gehen und fragt sich deswegen, warum nur zehn Prozent der aktiven Kirchenmitglieder die sechs Milliarden Kirchensteuereinnahmen sozusagen allein verkonsumieren. Das sei doch irgendwie ungerecht.
Die Option, aus der Kirche auszutreten, verneint Erik Flügge noch
Die Option „aus der Kirche auszutreten“ verneint Flügge noch, aber die guten Erinnerungen würden immer schwächer werden. Er gehört zu der immer noch großen Gruppe der katholischen Kirchenmitglieder, die eine positive kirchliche Sozialisation, aber eben keinen festen Glauben erfahren haben.
Sein evangelischer Mitautor David Holte ist in diesem Punkt weiter, hat seinen Kirchenaustritt schon vollzogen und schildert ihn auf mehreren Seiten. Warum sollte man auch für etwas bezahlen, was einem nichts bedeutet, scheint die einfache Kosten-Nutzen-Rechnung den Autoren zu diktieren.
So wie Erik Flügge denken viele in der Kirche
Nun fließen sicherlich nicht 100 Prozent der Kirchensteuern in die Pfarrgemeinden, wie Flügge annimmt, sondern eher 45 Prozent, wie eine Beispielrechnung aus dem Erzbistum Hamburg zeigt. 55 Prozent kommen übergemeindlichen Aufgaben in Verwaltungen, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Medien und sozialen Einrichtungen zugute, wovon bekanntlich viele profitieren. Die Polemik „heiliger Rest“, die Flügge betreibt, ist abgesehen von solchen Zahlen dennoch interessant, denn so denken ja viele in der Kirche.
DT/reg
Lesen Sie eine ausführliche Rezension des Buches „Kirche für viele statt heiligem Rest“ in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 23. August.