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"Die Liebe Christi eine Grundhaltung des Herzens"

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Regina Coeli am 6. Mai.
Ansprache des Heiligen Vaters beim Regina Coeli am 6. Mai
Foto: Stefano dal Pozzolo (KNA) | Papst Franziskus betont: "Die Liebe Christi eine Grundhaltung des Herzens".

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In dieser österlichen Zeit zeigt uns das Wort Gottes weiterhin Lebensweisen auf, die dazu passen, Gemeinschaft des Auferstandenen zu sein. Von diesen stellt uns das heutige Evangelium den Auftrag Jesu vor Augen: „Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9): in der Liebe Jesu bleiben. Im Strom der Liebe Gottes zu wohnen, dort seine feste Wohnstatt zu haben, ist die Voraussetzung dafür, dass unsere Liebe ihren Eifer und ihren Wagemut unterwegs nicht verliert. Auch wir müssen wie Jesus und in Ihm dankbar die Liebe annehmen, die vom Vater kommt, und in dieser Liebe bleiben, in dem Bestreben, uns nicht durch Egoismus und Sünde von ihr zu lösen. Das ist ein schwieriges, aber kein unmögliches Programm.

Vor allem ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Liebe Christi kein oberflächliches Gefühl ist, nein, sie ist eine Grundhaltung des Herzens, die sich dadurch zeigt, dass man so lebt, wie er es möchte. So sagt Jesus: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“ (V. 10). Die Liebe verwirklicht sich im täglichen Leben, in den Verhaltensweisen, in den Taten; ansonsten ist sie nur eine Illusion. Worte, Worte, Worte: das ist keine Liebe. Die Liebe ist konkret, jeden Tag. Jesus fordert von uns, seine Gebote zu beachten, die sich in diesem einen zusammenfassen lassen: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (V. 12).

Wie soll man sich verhalten, damit diese Liebe, die der auferstandene Herr uns schenkt, mit den Anderen geteilt werden kann? Mehrfach hat Jesus darauf hingewiesen, wer der Andere ist, den es nicht mit Worten, sondern mit Taten zu lieben gilt. Es ist der, dem ich auf meinem Weg begegne und der sich mit seinem Antlitz und seiner Geschichte an mich wendet; es ist der, der mich durch seine reine Anwesenheit drängt, meine Interessen und meine Sicherheiten zu verlassen; es ist der, der meine Bereitschaft erwartet, ihm zuzuhören und ein Stück Weg gemeinsam zurückzulegen. Bereitschaft gegenüber jedem Bruder und jeder Schwester, wer immer sie seien und gleich in welcher Situation sie sind, angefangen bei denen, die mir in der Familie, in der Gemeinde, bei der Arbeit, in der Schule nahe sind. Auf diese Weise, wenn ich mit Jesus vereint bleibe, kann seine Liebe den Anderen erreichen und ihn zu sich ziehen, zu Seiner Freundschaft.

Und diese Liebe zu den Anderen kann nicht besonderen Momenten vorbehalten sein, sondern sie muss die Konstante unseres Daseins werden. Deswegen sind wir zum Beispiel aufgerufen, die alten Menschen liebevoll und wie einen kostbaren Schatz zu pflegen, auch wenn sie wirtschaftliche Probleme und Unannehmlichkeiten verursachen, doch wir müssen sie pflegen. Deswegen müssen wir den Kranken auch im Endstadium jeden möglichen Beistand leisten. Deswegen muss die Leibesfrucht immer angenommen werden; deswegen muss in letzter Konsequenz das Leben immer von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende geschützt und geliebt werden. Das ist Liebe.

Wir sind von Gott in Jesus Christus geliebt, der uns bittet, dass wir einander lieben, wie Er uns liebt. Doch das können wir nicht, wenn wir Sein Herz nicht in uns haben. Die Eucharistie, an der teilzunehmen wir jeden Sonntag aufgerufen sind, bezweckt, in uns das Herz Christi zu formen, auf dass unser ganzes Leben von seinem großherzigen Verhalten geleitet werde. Die Jungfrau Maria helfe uns, in der Liebe Jesu zu bleiben und in der Liebe zu allen zu wachsen, vor allem zu den Schwächsten, um ganz unserer christlichen Berufung zu entsprechen.

Nach dem Gebet des Regina Coeli und vor den Grüßen an einzelne Gruppen auf dem Petersplatz sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern!

Gestern ist in Aachen Clara Fey, die Gründerin der Schwestern vom Armen Kinde Jesu, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gelebt hat, seliggesprochen worden. Danken wir Gott für diese eifrige Zeugin für das Evangelium, für diese fürsorgliche Erzieherin bedürftiger junger Menschen.

Ich möchte dazu einladen, für die Bevölkerung der Zentralafrikanischen Republik zu beten, eines Landes, das ich besuchen durfte und das mir am Herzen liegt und wo es in den vergangenen Tagen zu schweren gewalttätigen Ausschreitungen mit zahlreichen Toten und Verletzten, unter ihnen ein Priester, gekommen ist. Möge der Herr auf die Fürsprache der Jungfrau Maria hin allen helfen, Nein zu Gewalt und Rache zu sagen, um gemeinsam den Frieden aufzubauen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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