Als Eugenio Pacelli am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, schon im zweiten Wahlgang zum Papst gewählt wurde und sich fortan Pius XII. nannte, war sich die freie Welt einig, dass er der richtige Mann war, um das Schiff Petri sicher durch die stürmische Zeit der antichristlichen Diktaturen zu steuern.
Schon früh wurden vatikanische Würdenträger auf den brillanten Theologiestudenten aufmerksam
Tatsächlich schien es, als habe die Vorsehung ihn ein Leben lang auf diese Aufgabe vorbereitet. Der letzte Römer und Adlige auf der Kathedra Petri stammte aus einer Familie, die seit Generationen im Dienst des Heiligen Stuhls stand. Sein Berufswunsch war, in Rom als Pfarrer zu wirken. Doch schon früh wurden vatikanische Würdenträger auf den brillanten jungen Theologiestudenten aufmerksam. Sie rekrutierten ihn für die päpstliche Diplomatenlaufbahn, holten ihn ins Staatssekretariat, wo ihn Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri unter seine Fittiche nahm.
Als „Außenminister“ des Heiligen Stuhls erlebte er die Neutralitätspolitik und Friedensbemühungen Benedikts XV. aus nächster Nähe. Ausgerechnet am Fatima-Tag, dem 13. Mai 1917, weihte ihn der Papst zum Bischof und ernannte ihn zum Titularerzbischof von Sardes, um ihn kurz darauf als neuen Nuntius nach München zu entsenden. Mit dem Königreich Bayern unterhielt der Heilige Stuhl damals diplomatische Beziehungen, mit dem protestantisch-preußischen Kaiserreich noch nicht. Sein Auftrag, Kaiser Wilhelm II. für den päpstlichen Friedensplan zu gewinnen, scheiterte an der Siegesgewissheit der deutschen Generäle.
In München wurde Pacelli Zeuge der Nachkriegs-Wirren
In München wurde Pacelli Zeuge der Nachkriegs-Wirren. Von den Kommunisten der Räterepublik, die ihn 1919 zur Herausgabe der Nuntiatur-Limousine zwingen wollten, ließ er sich nicht einschüchtern. Den Aufstieg Adolf Hitlers erlebte er aus der Nähe – und bescheinigte dem Nationalsozialismus schon 1924, er sei „antikatholisch“ und „die wohl gefährlichste Häresie unserer Zeit“.
DT
Wie Papst Pius XII. die Jahrhundertaufgabe anging, die europäische Nachkriegsordnung mitzugestalten, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 28. Februar 2019.