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Der Vatikan ändert seine Verfassung

Noch im Sommer soll die Kurienreform abgeschlossen sein.
Vatikan: Kurienreform vor Abschluss
Foto: Gregorio Borgia (AP) | Eine deutliche Aufwertung der Laien im Organigramm der römischen Kirchenführung ist eines der zentralen Prinzipien der nun beschlossenen Kurienreform.

Keine Kongregationen und keine Päpstlichen Räte mehr, sondern nur noch Dikasterien. Als ranghöchste Vatikanbehörde ein Dikasterium für die Evangelisierung, in dem die bisherige Kongregation für die Evangelisierung der Völker und der Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung aufgehen sollen, und nicht mehr die Glaubenskongregation. Die Römische Kurie insgesamt nicht als Instrument des Papstes, um die Ortskirchen zu führen, sondern als Organ des Dienstes am Papst und den Bischöfen. Und eine deutliche Aufwertung der Laien im Organigramm der römischen Kirchenführung, die eben keine „führende Rolle“ mehr spielen soll, sondern ekklesiolgisch auf der gleichen Stufe steht wie die Bischöfe der Weltkirche.

Die Glaubenskongregation wird nicht mehr die „Suprema“ sein

Das sind in Stichpunkten die zentralen Prinzipien der Kurienreform, wie sie mit der Apostolischen Konstitution „Praedicate Evangelium“ (Verkündet das Evangelium) in Kraft treten soll. Das haben die Kardinäle Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, und Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga SDB, Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras, gegenüber der spanische Zeitschrift „Vida nueva“ erklärt. Gracias und Rodríguez Maradiaga gehören dem Rat der den Papst beratenden Kardinäle an, letzterer als Koordinator des Gremiums.

Dass das geplante Dikasterium für die Evanglisierung der Glaubenskongregation den Rang der „Suprema“, der vornehmsten Vatikanbehörde, ablaufen soll, erklärte Kardinal Gracias gegenüber „Vida Nueva“ so: „Der wichtigste Punkt der neuen Apostolischen Konstitution ist der, dass die Mission der Kirche in der Glaubensverkündigung besteht. Die Konstitution rückt das ins Zentrum der Kirche und all dessen, was die Kurie tut. Es wird das erste Dikasterium sein. Der Titel des Textes zeigt, dass die Evangelisierung das Ziel Nummer eins ist, noch vor jeder anderen Sache.“

Mit der Umsetzung der Kurienreform soll es jetzt sehr schnell gehen

Gracias und Rodriguez Maradiaga vermitteln den Eindruck eines relativ raschen Fortgang des Verfahrens: Bis Ende Mai sollten die entsprechen Gutachten der konsultierten Institutionen wieder im Vatikan sein, bis zur dreißigsten Sitzung des Kardinalsrats vom 26. bis 27. Juni könnten dann die Ergebnisse der Befragung in den Entwurf der Konstitution eingearbeitet sein, was es Papst Franziskus ermöglichen würde, nach einem letzten „Placet“ der ihn beratenden Kardinäle „Praedicate Evangelium“ zum Fest Peter und Paul am 29. Juni in Kraft zu setzen.

DT/gho

Wie Vatikan-Experte Guido Horst die Vorgänge rund um die Kurienreform einschätzt, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 02. Mai 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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