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Der Papst besucht das Armenhaus Europas

Die orthodoxe Staatskirche Bulgariens will von Ökumene nichts wissen. Nun kommt Papst Franziskus zu Besuch.
Papst besucht das Armenhaus Europas
Foto: Evandro Inetti (ZUMA Wire)

Wenn Papst Franziskus am 6. Mai die bulgarische Kleinstadt Rakovski besucht, sind die beiden größten katholischen Kirchen des Landes viel zu klein. Von den 15.000 Einwohnern sind 13.000 katholisch. Man nennt den Ort nahe Plovdiv deshalb den „bulgarischen Vatikan“. Eine katholische Insel inmitten eines orthodoxen Meeres. Viele Bulgaren halten Katholiken grundsätzlich für Ausländer, so sehr werden Nation und Orthodoxie identifiziert.

Katholische Kirche erhält keine staatlichen Zuwendungen

Auch gesetzlich sind die orthodoxe Staatskirche, die 75 Prozent der Einwohner zählt, und die etwa zehn Prozent repräsentierende Islamische Glaubensgemeinschaft privilegiert. Minderheiten unter einem Prozent erhalten keine staatlichen Zuwendungen. Das gilt auch für die katholische Kirche, zu der sich in Bulgarien nach Schätzungen zwischen 45.000 und 70.000 Menschen bekennen.

"Häretiker!" - Die harte Realität der Katholiken

Wenn Franziskus Anfang Mai das Balkanland besucht, wird er die harte Realität der Katholiken sehen. Die Bischöfe der bulgarisch-orthodoxen Kirche haben bereits entschieden, es nicht zu gemeinsamen Gebeten und Gottesdiensten kommen zu lassen. Der katholische Bischof von Plovdiv-Sofia, Georgi Jovcev, erzählt im Gespräch mit der „Tagespost“, er werde von orthodoxen Priestern als „Häretiker“ beschimpft. Die Gläubigen seien offen, aber viele Bischöfe und Mönche wollten von Ökumene gar nichts wissen.

Zweiter Papstbesuch innerhalb von 20 Jahren

Der griechisch-katholische Bischof Christo Proykov sagt zur „Tagespost“, der bevorstehende zweite Papstbesuch innerhalb von 20 Jahren sei für die Katholiken eine große Freude, „weil wir erfahren, dass wir nicht vergessen sind“. Das arme Bulgarien sei das Tor zu Europa. „Bulgarien hat immer voll Hoffnung Richtung Westen geblickt, und zugleich Angst gehabt, was im eigenen Rücken passiert. Das war immer so.“

DT/sb (jobo)

Welche Gründe diese Angst hat und was Papst Franziskus zur Befriedung Bulgariens beitragen kann, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 25. April 2019.

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Stephan Baier Bischof Christo und Jeanne-Claude Katholikinnen und Katholiken

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