Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Papst Ansprache

"Der Mittelpunkt der Messe ist der Altar, und der Altar ist Christus"

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 28. Februar.
Pope Francis' general audience
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Fahren wir fort mit der Katechese über die Heilige Messe. Auf die Liturgie des Wortes – mit der ich mich bei den vergangenen Katechesen befasst habe – folgt der andere grundlegende Teil der Messe, die Eucharistische Liturgie. In ihr vergegenwärtigt die Kirche beständig durch die heiligen Zeichen das Opfer des Neuen Bundes, der auf dem Altar des Kreuzes von Jesus besiegelt wurde (vgl. Sacrosanctum Concilium, 47). Der Altar des Kreuzes war der erste christliche Altar, und wenn wir uns dem Altar nähern, um die Messe zu feiern, gedenken wir des Altares des Kreuzes, auf dem das erste Opfer vollzogen wurde. Der Priester, der in der Messe Christus repräsentiert, vollzieht das, was der Herr selbst getan und seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl anvertraut hat: Er nahm das Brot und den Kelch, sagte Dank und reichte beides seinen Jüngern mit den Worten: „Nehmet, esset … trinket: das ist mein Leib… das ist der Kelch meines Blutes. Tut dies zu meinem Gedächtnis“.

Dem Auftrag Jesu gehorsam hat die Kirche die Eucharistische Liturgie den Momenten entsprechend angeordnet, die den von Ihm am Vorabend seines Leidens gesprochenen Worten und vollzogenen Gesten entsprechen. So werden bei der Gabenbereitung Brot und Wein zum Altar getragen, jene Elemente also, die Christus in seine Hände genommen hat. Im Eucharistischen Hochgebet sagen wir Gott für sein Heilswerk Dank, und die Opfergaben werden Leib und Blut Jesu Christi. Es folgen die Brotbrechung und die Kommunion durch die wir die Erfahrung der Apostel nacherleben, die die eucharistischen Gaben aus Christi eigenen Händen empfingen (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 72).

Der ersten Geste Jesu: „er nahm das Brot und den Kelch des Weines“, entspricht folglich die Gabenbereitung. Sie ist der erste Teil der Eucharistischen Liturgie. Es ist gut, wenn die Gläubigen dem Priester Brot und Wein darreichen, weil sie das geistliche Opfer der dort zur Eucharistie versammelten Kirche bedeuten. Es ist schön, wenn die Gläubigen selbst das Brot und den Wein zum Altar bringen. Denn auch wenn „die Gläubigen das Brot und den Wein, die für die Liturgie bestimmt sind, nicht mehr wie früher selbst mitbringen, behält der Ritus, sie nach vorne zu tragen, doch Aussagekraft und geistliche Bedeutung“ (ebd., 73). Und in dieser Hinsicht ist es signifikant, dass der Bischof bei der Weihe eines neuen Priesters sagt, wenn er ihm Brot und Wein reicht: „Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers“ (Pontificale Romanum, Weihe der Bischöfe, der Priester und der Diakone).  Das Volk Gottes, das die Gaben bringt, das Brot und den Wein, die große Opfergabe für die Messe! In den Zeichen von Brot und Wein legt also das gläubige Volk seine Opfergabe in die Hände des Priesters, der sie auf den Altar, den Tisch des Herrn, legt, „welcher der Mittelpunkt der ganzen Eucharistischen Liturgie ist“ (Grundordnung des Römischen Messbuchs, 73). Der Mittelpunkt der Messe ist der Altar, und der Altar ist Christus; man muss stets auf den Altar blicken, der der Mittelpunkt der Messe ist. In der „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ wird daher das Bemühen der Gläubigen angeboten, sich selbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort, zum Opfer zu machen, das „Gott, dem allmächtigen Vater, gefalle“, „zum Segen für seine ganze heilige Kirche“. So werden „das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit (…) mit denen Christi und mit seiner Ganzhingabe vereinigt und erhalten so einen neuen Wert“ (Katechismus der Katholischen Kirche 1368).

Gewiss, unsere Gabe ist nur eine geringe Gabe, doch Christus bedarf dieses Wenigen. Er bittet uns um wenig, der Herr, und er schenkt uns vieles. Er bittet uns um wenig. Er bittet uns um guten Willen in unserem alltäglichen Leben; er bittet uns um ein offenes Herz; er bittet uns um den Wunsch, besser zu sein, um Ihn zu empfangen, der uns sich selbst in der Eucharistie hingibt; er bittet uns um diese symbolischen Opfergaben, die dann Sein Leib und Sein Blut werden. Ein Bild des Opfercharakters dieses Gebets wird durch den Weihrauch repräsentiert, der sich in der Glut verzehrt und wohlriechenden Rauch befreit, der nach oben steigt: durch das Inzensieren der Gaben, wie dies an den Festtagen geschieht, das Inzensieren des Kreuzes, des Altars, machen der Priester und das priesterliche Volk das „Opfer“-Band sichtbar, das all dies mit dem Opfer Christi vereint (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 75). Und nicht vergessen: da ist der Altar, der Christus ist, doch immer in Bezug auf den ersten Altar, das Kreuz. Und auf den Altar, der Christus ist, legen wir unsere geringen Gaben, das Brot und den Wein, die dann so viel werden: Jesus selbst, der sich uns schenkt.

Und all das kommt auch im Gebet über die Opfergaben zum Ausdruck. In ihm bittet der Priester Gott, das Opfer der Kirche anzunehmen und den wunderbaren Tausch des Wenigen, was wir geben, in seine Fülle zu vollziehen. Im Brot und im Wein bringen wir Ihm unser Leben dar, auf dass es vom Heiligen Geist im Opfer Christi verwandelt werde und mit Ihm eine einzige, dem Vater wohlgefällige Gabe werde. Während so die Gabenbereitung zu Ende geht, erfolgt die Vorbereitung auf das Eucharistische Gebet (vgl. ebd., 77). Möge die Spiritualität der Selbsthingabe, die dieser Moment der Messe uns lehrt, unsere Tage, unsere Beziehungen zu den anderen Menschen, die Dinge, die wir tun, und die Leiden, denen wir begegnen, erleuchten und uns helfen, die irdische Stadt im Licht des Evangeliums aufzubauen.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Herzlich heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen, insbesondere die Gruppe aus Latzfons in Südtirol. Die Bereitung von Brot in Wein in der Eucharistiefeier lehrt uns die Spiritualität der Selbsthingabe. Bitten wir den Herrn, dass die heilige Messe unsere Hingabe an Gott und an unseren Nächsten in all seinen Nöten stärke. Gott segne euch alle.
 

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Papst-Ansprachen

Weitere Artikel

Wie eine neue Flamme erstrahlt die Gute Nachricht der Auferstehung in der Nacht einer Welt, die auf eine harte Probe gestellt wird: Im Wortlaut die Osterbotschaft von Papst Franziskus zum ...
12.04.2020, 13 Uhr
Redaktion

Kirche

Der Kurienkardinal meint, die Aussagen des Papstes zu Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland aus dem Kontext gerissen worden seien.
18.03.2024, 14 Uhr
Meldung
Wir sind gerufen, Fürsprecher zu sein für die Welt. Dazu spornt uns die Geschichte des Mose an, erklärt Papst Franziskus in seinen Gebetskatechesen.
17.03.2024, 17 Uhr
Papst Franziskus