„Bereits viele haben es unternommen, zum Missbrauchsskandal der katholischen Kirche ihre Analysen, Gedanken und Meinungen zu äußern. Für uns Priester ist das besonders schwierig und heikel; wir müssen uns davor hüten, daran etwas zu beschönigen. Manchmal ist deshalb das schweigende Zuhören die bessere Alternative. Aber nach einigem Zuhören, aufmerksamen Mitlesen der verschiedensten Veröffentlichungen, dem Bedenken eigener Erfahrungen und dem Erwägen von Berichten der (mir zum Teil persönlich bekannten) Opfern drängt es mich nun doch, ein paar Gedanken der Diskussion beizusteuern“. Das schreibt Pfarrer Peter van Briel. Er verfasste eine umfangreiche Abhandlung zum Thema aus priesterlicher Sicht. Veröffentlicht ist sie auf der Seite der Karl-Leisner-Jugend, die sich „als ein Angebot an Jugendliche, Gruppenleiter, Jugendseelsorger und alle anderen, die sich in der Jugendpastoral engagieren“ versteht.
Peter van Briel: Falsch verstandene Barmherzigkeit ist „Wurzel des ganzen Übels“
Peter van Briel legt dar, was seiner Ansicht nach die „Wurzeln des ganzen Übels“ sind. Er denkt dabei nicht an den Zölibat, den Klerikalismus oder die katholische Sexualmoral, sondern an ein falsches Verständnis von Barmherzigkeit, das sich innerhalb der Kirche ausgebreitet habe – gegen den Willen Gottes. Peter van Briel zitiert dazu Robin Baier: „Gott ist barmherzig gegenüber den Schwachen und Reumütigen, nicht aber gegenüber den Bösen und Selbstgerechten. Diejenigen, die das Gute wollten, es aber nicht geschafft haben, oder diejenigen, denen ihr böses Verhalten leid tut, erfahren seine Barmherzigkeit. Diejenigen aber, die das Böse wollen oder die sich selbst genügen, erfahren seine Barmherzigkeit nicht. Gott schenkt seine Barmherzigkeit nicht pauschal und auch nicht willkürlich, sondern gerecht.“
Homosexualität ist nicht der Schlüssel zum Verständnis des Missbrauchs
Zugleich stellt er fest, dass die Behandlung des Missbrauchsthemas sich nicht in einer Verurteilung von Homosexualität erschöpfen darf. Weil „bei der Pädophilie keine sexuellen Präferenzen eine Rolle spielen“, es vielmehr um „Macht, Herrschaft und Dominanz“ gehe, sei „diese psychische Störung auch nicht signifikant mit Homo- oder Heterosexualität in Verbindung zu bringen“.
DT/KLJ
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