Spätestens seit der aufsehenerregenden Rede Papst Benedikts XVI. vom 22. Dezember 2005 ist die Diskussion um die rechte Interpretation des Zweiten Vatikanums in eine neue Phase eingetreten. Der fünfzigste Jahrestag des Konzilsbeginns hat sie erneut beflügelt. Welche Sicht, welche Weise des Herangehens an die Texte des Konzils ist die richtige: eine Hermeneutik des Bruches mit der Überlieferung – oder jene der Reform in Kontinuität mit ihr. Beide Positionen stehen einander gegenüber und sind schwer zusammenzubringen.
Der Erdkreis kann nicht irren
Postkonziliare Interpretationskonflikte: Ein Blick auf das I. Vatikanum kann helfen, die Diskussion über das jüngste Konzil zu entwirren. Von Walter Kardinal Brandmüller