Jorge Ortiga, Erzbischof des portugiesischen Braga, will wiederverheirateten Geschiedenen den Weg zur Kommunion ebnen. In einem jüngst veröffentlichten pastoralen Schreiben mit dem Titel „Sein Haus auf dem Fels bauen“ legt er seine Interpretation des nachsynodalen päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ dar. Wie die französische Zeitung „La Croix“ berichtet, schlägt Ortiga vor, mehrere Empfehlungen der Familiensynode umzusetzen, die sich in Amoris laetita wiederfinden.
So betont Ortiga, der auch Primas von Portugal ist, in seinem Schreiben etwa die Bedeutung der Ehevorbereitung sowie der geistlichen Begleitung in den Folgejahren. Im Zentrum seiner Vorschläge steht jedoch die heftig diskutierte Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene wieder zur Kommunion zugelassen werden sollen.
Hier empfiehlt der Erzbischof eine breite Interpretation des päpstlichen Schreibens: Alle wiederverheirateten Geschiedenen sollen die Kommunion empfangen dürfen, wenn der Schritt mit einer Gewissensentscheidung der Betroffenen verbunden sei, so Ortiga. „Wir wollen keine Pastoral, die einzig und allein auf Traditionen beruht“, schreibt der Primas. Und weiter: „Wir können die Augen nicht vor den Herausforderungen und Problemen verschließen, mit denen Familien heute konfrontiert sind.“ Wenn sich geschiedene Gläubige wieder voll ins kirchliche Leben integrieren wollten, legt Ortiga nahe, zunächst einen triftiger Grund zu finden, der die Nichtigkeit der Ehe vor dem Kirchentribunal beweist. Denjenigen, für die eine Eheannulierung keine Option sei, wolle er einen „Weg der persönlichen Urteilsfähigkeit und der verantwortungsvollen Pastoral“ anbieten.
DT/mlu
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