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Chile: Päpstlicher Ermittler will Aussagen nicht übergeben

Daten, die Erzbischof Charles Scicluna während seiner Besuche in Chile zusammengetragen hat, sollen im Vatikan bleiben.
Vatikan: Kampf gegen Missbrauch
Foto: Alessandro Di Meo (ANSA) | Erzbischof Scicluna will Daten nicht der Staatsanwaltschaft übergeben.

Erzbischof Charles Scicluna will die Ergebnisse seiner Untersuchung in Chile nicht der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Zeugenaussagen seien unter der Vorgabe gemacht worden, dass sie direkt an Papst Franziskus weitergeleitet würden, sagte Scicluna in einem Interview mit der Zeitung "Encuentro" des Erzbistums von Santiago. "Das war der Wunsch und die Absicht der Personen mit denen wir uns in Chile getroffen haben", wird Scicluna am Donnerstag in chilenischen Medien zitiert.

2300 Seiten langer Abschlussbericht

Die chilenische Staatsanwaltschaft hatte zuletzt die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Kirche des Landes kritisiert. Scicluna sagte, er habe wie in anderen Fällen der Staatsanwaltschaft erklärt, dass entsprechende Ersuchen pünktlich und auf den dafür vorgesehenen Kanälen eingehen müssten.
Im vergangenen Jahr war Scicluna gemeinsam mit dem spanischen Geistlichen Jordi Bertomeu nach Chile gereist, um dort die Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfe gegen Vertreter der katholischen Kirche aufzuklären. Dabei sammelte Scicluna 64 Zeugenaussagen für einen Abschlussbericht, der mehr als 2300 Seiten umfasst.

Bischof Aós erwartet "Orientierung" von Begegnung mit Papst Franziskus

Dem neuen Apostolischen Administrator von Santiago, Bischof Celestino Aós, wünsche er das Beste in dessen neuer Funktion. Nach sehr schwierigen Monaten sehe er inzwischen positive Entwicklungen innerhalb der chilenischen Bischofskonferenz, die für ihn ein Zeichen für eine Öffnung seien, die den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen könnten, so Scicluna.

Aós hält sich derzeit zu Beratungsgesprächen im Vatikan auf. Von der Begegnung mit Papst Franziskus erwartet Aós nach eigenem Bekunden eine "Orientierung". Der Papst sei für ihn "nicht der Generaldirektor eines Unternehmens", sagte der Bischof. Er, Aós, komme nicht in einer Managementfrage, sondern in einer Glaubensangelegenheit.

Situation in Chile auf der Tagesordnung

Zu möglichen Themen des Gesprächs mit Franziskus äußerte sich Aós ebensowenig konkret wie zu einer Unterredung am Dienstag in der Kleruskongregation. Dort sei es um allgemeine Fragen und die Situation in Chile generell gegangen, sagte Aós.

Der 73 Jahre alte Kapuziner und Bischof war am 23. März von Papst Franziskus als Apostolischer Administrator an die Stelle des zurückgetretenen Kardinals Ricardo Ezzati in Santiago gesetzt worden. Ezzati steht unter dem Vorwurf, über Jahre Missbrauchsfälle in dem chilenischen Erzbistum vertuscht zu haben.

DT (jobo)

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