Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, zeigt sich enttäuscht über ausbleibende amerikanische Hilfsleistungen an christliche Gemeinden im Irak, die im Zuge der Besetzung durch den sogenannten „Islamischen Staat“ zerstört wurden. Die Hilfe, die der US-Vizepräsident Mike Pence versprochen hatte, sei „nicht in Sicht“, erklärte Warda im Gespräch mit dem amerikanischen „National Catholic Register“. Vergangenen Oktober hatte Pence noch erklärt, dass Christen im Nahen Osten sich nicht auf multinationale Institutionen verlassen sollten, wenn die USA unmittelbar helfen könnten. Er kündigte an, dass das US-Außenministerium die „ineffektiven“ Maßnahmen der Vereinten Nationen nicht mehr finanzieren und stattdessen Hilfsleistungen direkt den Kirchen, Hilfswerken und Organisationen vor Ort zukommen lassen werde.
Was direkte Hilfsleistungen an Christen in den betroffenen Gemeinden betrifft, habe sich die Situation seit der Ankündigung des Vizepräsidenten sogar noch verschlechtert, beklagt Erzbischof Warda. Maßgeblich Schuld daran ist für Warda die US-Behörde für Internationale Entwicklungszusammenarbeit (USAID), die bisher nicht tätig geworden sei oder bei der Verteilung von Hilfsgeldern im Nordirak die falschen Entscheidungen getroffen habe. Dies bezeichnete der chaldäisch-katholische Erzbischof als große Enttäuschung. „Nach der Ankündigung des Vizepräsidenten im Oktober besuchten uns viele US-Vertreter, um uns zu versichern, dass unmittelbare Hilfsleistungen von Seiten der USA schon bald kommen würden. Viele unserer Priester und das Volk glaubte ihnen“, so Warda.
Er sei aber dennoch nicht außerordentlich überrascht, so der Erzbischof. In den vergangenen Jahren habe er „viel gesehen und gelernt, wie die Dinge in den USA laufen“. Daher wisse er, wie schwer es für Vizepräsident Pence und die US-Regierung gewesen sei, überhaupt über das Schicksal der Christen im Irak zu sprechen und ihnen „eine kleine Priorität“ einzuräumen. „Ich weiß, dass viele Stimmen innerhalb der Regierung die Bemühungen des Vizepräsidenten nicht unterstützen“, so der Erzbischof.
Zudem ist Warda erstaunt darüber, dass es für viele in den USA und im Westen allgemein weiterhin hinnehmbar sei, die existenziellen Bedürfnisse der christlichen Bevölkerung im Nordirak zu ignorieren. Dennoch sei er dankbar für die „klare Botschaft an alle Akteure in der Region, dass die USA die Situation der verfolgten Minderheiten im Irak im Auge behalten“. Diese politische Botschaft sei womöglich mehr wert als sämtliche finanzielle Unterstützung.
DT/mlu