Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Papst Ansprache

Brot des Lebens, Kelch des Heils

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 21. März.
Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 21. März.
Foto: Stefano dal Pozzolo (KNA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute ist Frühlingsanfang: ich wünsche Euch einen schönen Frühling! Doch was passiert im Frühling? Die Pflanzen erblühen, die Bäume blühen auf. Ich werde Euch ein paar Fragen stellen. Ein kranker Baum oder eine kranke Pflanze: blühen die gut, wenn sie krank sind? Nein! Können ein Baum oder eine Pflanze, die nicht vom Regen oder künstlich begossen werden, gut blühen? Nein. Und ein Baum oder eine Pflanze, denen man die Wurzeln abgeschnitten hat oder die keine Wurzeln haben – können die blühen? Nein. Kann ohne Wurzeln etwas blühen? Nein! Und das ist eine Botschaft: das christliche Leben muss ein Leben sein, das blüht, indem es Werke der Liebe hervorbringt, Gutes tut. Doch wenn du keine Wurzeln hast, dann kannst du nicht blühen. Und wer ist die Wurzel? Jesus! Wenn du nicht bei Jesus bist, dort, in der Wurzel, dann wirst du nicht blühen. Wenn du dein Leben nicht mit dem Gebet und den Sakramenten gießt, werdet Ihr dann christliche Blumen hervorbringen? Nein! Denn das Gebet und die Sakramente gießen die Wurzeln und dann blüht unser Leben. Ich wünsche Euch, dass dieser Frühling ein blühender Frühling für Euch wird, so wie Ostern blumengeschmückt sein wird. Ein Blühen guter Werke, der Tugenden, den anderen Gutes zu tun. Erinnert Euch daran – das ist ein sehr schöner Vers aus meiner Heimat-: „Was der Baum an Blüten hervorbringt, entspringt dem, was unter der Erde liegt“. Niemals die Wurzeln zu Jesus abschneiden.

Und jetzt wollen wir mit der Katechese über die Heilige Messe fortfahren. Die Feier der Messe, deren verschiedene Momente wir durchlaufen, ist auf die Kommunion hingeordnet, das heißt darauf, dass wir uns mit Jesus vereinen. Die sakramentale Kommunion: nicht die geistliche Kommunion, die du bei dir zu Hause empfangen kannst, indem du sagst: „Jesus, ich möchte dich geistlich empfangen“. Nein, die sakramentale Kommunion, mit dem Leib und dem Blut Christi. Wir feiern die Eucharistie, um uns von Christus zu nähren, der sich selbst sowohl im Wort als auch im Altarsakrament hingibt, um uns nach Ihm auszurichten. Das sagt der Herr selbst: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). In der Tat wird die Geste Jesu, der den Jüngern beim Letzten Abendmahl seinen Leib und sein Blut „gab“, noch heute durch das Amt des Priesters und des Diakons weitergeführt, geweihte Amtsträger, die dafür zuständig sind, den Brüdern und Schwestern das Brot des Lebens und den Kelch des Heils zu reichen.

Nachdem der Priester bei der Messe das konsekrierte Brot gebrochen hat, also den Leib Christi, zeigt er es den Gläubigen und lädt sie ein, am eucharistischen Mahl teilzunehmen. Wir kennen die Worte, die am Altar erklingen: „Selig, die zum Tisch des Herrn geladen sind: Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“. Einem Abschnitt der Offenbarung nachempfunden - „Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist“ (Offb 19,9): es heißt „Hochzeitsmahl“, weil Jesus der Bräutigam der Kirche ist –, ruft diese Einladung uns dazu auf, die tiefe Vereinigung mit Christus zu erfahren, der Quelle der Freude und der Heiligkeit. Es ist eine Einladung, die froh macht und gleichzeitig zu einer vom Glauben erleuchteten Gewissenserforschung drängt. Wenn wir auf der einen Seite den Abstand sehen, der uns von der Heiligkeit Christi trennt, dann glauben wir auf der anderen, dass sein Blut „für die Vergebung der Sünden vergossen wird“. Uns allen ist bei der Taufe vergeben worden, und uns allen wird jedes Mal vergeben oder vergeben werden, wenn wir das Bußsakrament empfangen. Und vergesst nicht: Jesus vergibt immer. Jesus wird nicht müde, zu vergeben. Wir sind es, die müde werden, um Vergebung zu bitten. Der heilige Ambrosius, der über den heilbringenden Wert dieses Blutes nachdenkt, ruft aus: „Ich, der ich immer sündige, muss  stets Medizin zur Verfügung haben“ (De sacramentis, 4, 28: PL 16, 446A). In diesem Glauben richten auch wir unseren Blick auf das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, und rufen es an: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“. Das sagen wir bei jeder Messe.

Wenn wir uns in einer Prozession bewegen, um die Kommunion zu empfangen, wenn wir in einer Prozession auf den Altar zugehen, um die Kommunion zu empfangen, dann kommt in Wirklichkeit Christus uns entgegen, um uns ihm anzugleichen. Es kommt zu einer Begegnung mit Jesus! Sich von der Eucharistie zu nähren, heißt, sich in das verwandeln zu lassen, was wir empfangen. Der heilige Augustinus hilft uns, das zu verstehen, wenn er von dem Licht erzählt, das er empfangen hat, als er Christus zu sich sagen hörte: „Ich bin die Speise der Starken; wachse, und du wirst mich genießen. Aber du wirst mich nicht in dich verwandeln wie die leibliche Speise, sondern du wirst in mich umgewandelt werden“ (Bekenntnisse, VII, 10, 16: PL 32, 742). Jedes Mal, wenn wir die Kommunion empfangen, werden wir Jesus ähnlicher, verwandeln wir uns mehr in Jesus. Wie das Brot und der Wein in den Leib und das Blut des Herrn verwandelt werden, so werden alle, die sie mit Glauben empfangen, in lebendige Eucharistie verwandelt. Dem Priester, der beim Austeilen der Eucharistie sagt: „Der Leib Christi“, antwortest du: „Amen“, das heißt, du erkennst die Gnade an, Leib Christi zu werden, und die Verpflichtung, die dies mit sich bringt. Denn wenn du die Eucharistie empfängst, wirst du Leib Christi. Das ist etwas Schönes, etwas wirklich sehr Schönes. Während uns die Kommunion mit Christus vereint, indem sie uns unserem Egoismus entreißt, öffnet sie uns und vereint uns mit allen, die eins in Ihm sind. Das ist das Wunder der Kommunion: wir werden, was wir empfangen!

Die Kirche wünscht sich sehr, dass auch die Gläubigen den Leib des Herrn von den Hostien empfangen, die in derselben Messe konsekriert worden sind; und das Zeichen des eucharistischen Mahls kommt in vollerer Form zum Ausdruck, wenn die heilige Kommunion unter beiden Gestalten erfolgt, wenngleich in dem Bewusstsein, dass es in der katholischen Lehre heißt, dass auch nur unter einer Gestalt der ganze Christus empfangen wird (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 85; 281-282). Der kirchlichen Praxis entsprechend nähert sich der Gläubige der Eucharistie normalerweise in einer Prozession, wie wir gesagt haben, und empfängt mit würdiger Haltung stehend oder kniend, entsprechend der Festsetzung der Bischofskonferenz, gemäß seiner Wahl das Sakrament in den Mund oder, wo dies erlaubt ist, in die Hand (vgl. ebd., 160-161). Nach der Kommunion hilft uns das Stillsein, das stille Gebet, das empfangene Geschenk im Herzen zu bewahren. Jenen Moment der Stille ein wenig auszudehnen und im Herzen mit Jesus zu sprechen hilft uns sehr, so wie auch das Singen eines Psalms oder eines Hymnus hilft (vgl. ebd. 88), beim Herrn zu sein.

Die eucharistische Liturgie ist mit dem Gebet nach der Kommunion zu Ende. In ihm wendet sich der Priester im Namen aller an Gott, um ihm zu danken, dass er uns an seinem Tisch hat teilhaben lassen, und ihn zu bitten, dass das, was wir empfangen haben, unser Leben verwandeln möge. Die Eucharistie gibt uns Kraft, Früchte guter Werke hervorzubringen und als Christen zu leben. Bezeichnend ist das heutige Gebet, in dem wir den Herrn bitten, dass „das Sakrament, das wir empfangen haben, … uns Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen und Schutz in jeder Gefahr (sei)“ (Missale Romanum, Mittwoch der fünften Woche der Fastenzeit). Empfangen wir die Eucharistie: Jesus zu empfangen, der uns in sich verwandelt, macht uns stärker. So gut und so groß ist der Herr!

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Herzlich heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen. Unter ihnen grüße ich die vielen Schülerinnen und Schüler, die in dieser Audienz anwesend sind, besonders die Schüler des Gymnasiums Haus Overbach aus Jülich, die ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum feiern. Vergesst nie: Der Herr ist in der heiligen Eucharistie gegenwärtig – für euch. Gott segne euch alle.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Papst-Ansprachen

Weitere Artikel

Wie eine neue Flamme erstrahlt die Gute Nachricht der Auferstehung in der Nacht einer Welt, die auf eine harte Probe gestellt wird: Im Wortlaut die Osterbotschaft von Papst Franziskus zum ...
12.04.2020, 13 Uhr
Redaktion

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott