Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Marienfried

Beichte: Verteidigung eines „verlorenen“ Sakraments

Die Beichte ist ein Sakrament, das vom Gläubigen einiges verlangt. Bei allen Einwänden gibt es aber zwei nicht zu übersehende Argumente, die für den Empfang dieses Sakramentes sprechen.
Argumente für die Beichte
Foto: Federico Gambarini (dpa) | Die Beichte wird heute sehr realistisch oftmals als „verlorenes Sakrament“ bezeichnet. Tatsächlich ist es ein Sakrament, das vom Gläubigen einiges verlangt.

Wir haben das Jahr 2019. Man glaubt es kaum, wenn man die große Schar der Menschen sieht, die an den Beichtstühlen der Gebetsstätte Marienfried anstehen und warten. Im ganzen Jahr werden hier insgesamt rund 8 000 Beichten gehört.

In vielen Gemeinden wird das Bußsakrament selten angeboten

Diese Realität steht in völligem Gegensatz zu dem, was bundesweit in fast allen Pfarrgemeinden zu beobachten ist. In vielen Gemeinden wird das Bußsakrament überhaupt recht selten angeboten. Wo sich der verantwortliche Priester dennoch die Mühe macht, muss er sich trösten mit dem Blick auf den barmherzigen Vater im Evangelium, der lange hat warten müssen, bis der verlorene Sohn endlich zurückkam.

Die Beichte wird heute sehr realistisch oftmals als „verlorenes Sakrament“ bezeichnet. Tatsächlich ist es ein Sakrament, das vom Gläubigen einiges verlangt. Niemand schaut gerne hin auf die Dinge, die in seinem Leben nicht in Ordnung sind. Es gehört schon einiges dazu, sich selbst einzugestehen, dass man gesündigt hat und dies dann demütig auch auszusprechen.

Das Bußsakrament ist das Ostergeschenk des auferstandenen Jesus

Als weiteres Argument gegen die Beichte wird oft angeführt, dass man sich durch das Beichten ja doch nicht ändern würde. Dem steht allerdings unsere Praxis in der Körperhygiene entgegen; wir waschen uns immer neu, obwohl wir uns wieder schmutzig machen und trotzdem wir uns heute nicht mehr so schmutzig machen, wie in den Zeiten, als man körperlich noch schwer arbeiten musste.

Bei allen Einwänden gegen das Bußsakrament gibt es aber zwei nicht zu übersehende Argumente, die für den Empfang dieses Sakramentes sprechen. Das Bußsakrament ist das Ostergeschenk des auferstandenen Jesus an seine Jünger. Er hat gesagt: „Friede sei mit Euch! Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen.“

Heute spricht man eher vom "Sakrament der Versöhnung"

Und Jesus hat das Gleichnis vom barmherzigen Vater erzählt. Wer beichtet darf ganz persönlich diese Erfahrung machen, dass Gott ihm ein barmherziger Vater ist, der bereit ist, ihn trotz aller Schuld wieder als Sohn oder Tochter anzunehmen. Dieser Aspekt wird heute gerne dadurch betont, dass man weniger vom Bußsakrament spricht, sondern mehr vom „Sakrament der Versöhnung“ oder „Sakrament der Barmherzigkeit“.

DT

Gewöhnlich erfolgt das Beichten in fünf Schritten. Welche dies sind, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 25. April 2019.

Themen & Autoren
Georg Alois Oblinger Gläubige Religiöse Verfehlungen und Sünden Trost

Weitere Artikel

Mutter-Tochter-Beziehungen sind oft konfliktbeladen. Doch es kann gelingen, zu Versöhnung und gegenseitiger Erfüllung zu kommen.
10.03.2024, 15 Uhr
Katharina Achammer
Auf der griechischen Halbinsel Peloponnes haben sich gewöhnliche Steineichen einen ungewöhnlichen Ort zum Wachsen ausgesucht.
08.10.2023, 17 Uhr
Nicole Quint

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott