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"Bau mir eine Kapelle"

Marienwallfahrtsorte sind nie vom Menschen gemacht, sondern immer ein Geschenk Gottes, meint Gregor Kauling, Domkapitular und Wallfahrtsrektor in Kevelaer. Von Heinrich Wullhorst
Marienwallfahrt in Kevelaer
Foto: Wullhorst | Beeindruckend sei die große Vigilfeier in der Basilika mit der anschließenden Lichterprozession gewesen, an der mehrere Hundert Menschen teilnahmen, so Wallfahrtsrektor Kauling.

Herr Domkapitular, wie viele Menschen haben in den vergangenen Tagen den Schrein der Heiligen Bernadette in Kevelaer besucht?

Das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es waren sicherlich mehrere Tausend.

Gibt es eine besondere Beziehung zwischen Kevelaer und Lourdes?

Marienwallfahrtsorte sind immer miteinander verbunden, weil sie auf einer gemeinsamen Quelle
beruhen und vergleichbare Ausstrahlungspunkte haben für unsere Zeit. Sie sind nie in
ihrem Ursprung von Menschen gemacht oder erdacht worden. Sie sind immer ein Geschenk von Gott her.  
Das hat viel mit der Kirche zu tun, bedeutet doch dieses deutsche Wort aus dem Griechischen
"Kyrios-che" (vom Herrn her).

Wallfahrtsorte zeigen, dass der Mensch nie endgültig verloren ist

Der Ruf und die Inspiration, sozusagen aus der Ewigkeit hinein in die Zeitlichkeit, ist immer etwas Besonderes. Hendrijk Busmann erfuhr das in Kevelaer im Jahre 1642 mit den Worten: "Bau mir eine Kapelle." Seine Frau Mechel hatte ein konkretes Bild der Muttergottes vor Augen im zu Ende gehenden
Dreißigjährigen Krieg, dass sie später in einem kleinen Druckbildchen der Luxemburger Madonna
der "Trösterin der Betrübten" in den Händen eines Soldaten bestätigt sah. Das kleine schwarz-weiß Bildchen zieht seit über 375 Jahren seither Tausende Menschen an und führt sie in eine Beziehung zu Gott und die Mutter des Herrn.

Die heilige Bernadette Soubirous empfing den gleichen Ruf: "Bau mir eine Kapelle...", in Lourdes
im Jahre 1858. Ich glaube, eine "Quelle des Lebens" neu zu entdecken, darum geht es in den
Wallfahrtsorten. Sie zeigen uns überdies, dass der Mensch nie endgültig verloren ist.

Wie zeitgemäß ist heute noch die Verehrung von Reliquien?

Die Deutsche Hospitalité Notre Dame de Lourdes hatte anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums in  Deutschland die wunderbare Idee, Lourdes mit unterschiedlichen Städten in Deutschland in Berührung zu bringen durch den Reliquienschrein der heiligen Bernadette Soubirous. Es geht dabei nie darum, materielle und körperliche Überreste eines Menschen anzubeten, sondern die Botschaft ihres Lebens für das Heute in den Blick zu nehmen. Diese lässt uns dann Gott ein Stück weit näher kommen.

Was können uns Heilige wie Bernadette heute noch sagen?

Wir haben in Kevelaer über diese segesnreichen Tage den Leitgedanken geschrieben: "Zeichen des Trostes, Lourdes begegnet Kevelaer...". Es gibt Heilung an Leib und Seele. Körperlich und seelische Gebrechen können mit Maria und dem Blick auf Christus heil werden.

"Heilige sind wie Stimmgabeln in einer oftmals verstimmten Welt"

In Kevelaer begegnet uns Maria als die Trösterin der Betrübten. Es gilt die froh machende Botschaft: Der Mensch ist nicht allein mit seinen Sorgen. Jemand hat einmal gesagt: "Heilige sind wie Stimmgabeln in einer ansonsten oftmals verstimmten Welt." Ich glaube, das trifft es gut.

Was hat Sie den den Tagen des „Besuchs“ der heiligen Bernadette besonders beeindruckt?

Im Sinne unseres Themas gab es für die Menschen in diesen Tagen der Begegnung in Kevelaer viele
Stunden der geistigen Besinnung. Sicherlich beeindruckend war am Samstagabend die große
Vigilfeier in der Basilika mit der anschließenden Lichterprozession, an der mehrere Hundert Menschen teilnahmen. Gleichzeitig haben wir uns von unserem Seeslorgeteam aus am Wallfahrtsort sehr viel Zeit genommen zum geistigen Gespräch, der Beichte oder auch  der Möglichkeit zum Empfang der Krankensalbung und des Einzelsegens um Heil an Leib und Seele. Die Segnungen fanden zum Teil auch draußen mitten im Leben der Menschen auf dem Kapellenplatz in Kevelaer statt. Das hat viele sehr beeindruckt, "Gott kommt dem Menschen entgegen..."

Am Montagnachmittag haben Frauen und Männer von den Maltesern aus dem Bistum Osnabrück den
Reliquienschrein mit in die dortige Bischofsstadt genommen zur nächsten Station. Es fiel uns nicht leicht, sich zu verabschieden, aber sicherlich gibt es irgendwann einWiedersehen in Lourdes.

DT

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