Für den Religionswissenschaftler Michael Blume ist Antisemitismus „nicht irgendein Verschwörungsglauben, sondern er bedroht die Grundlagen jeder friedlichen, freiheitlichen und rechtsstaatlichen Ordnung“. Das erklärt der neue Antisemitismus-Beauftragte des Landes Baden-Württemberg im Gespräch mit der „Tagespost“. Nur wenn junge und erfahrene Leute gemeinsam gegen den Hass stünden, hätten Frieden und Vielfalt eine Chance, so Blume, der auch ein Projekt berät, bei dem junge Jüdinnen und Juden fortgebildet werden, um an Schulen mit Gleichaltrigen zu diskutieren.
Blume geht auch auf die Situation des Islam in der heutigen Zeit ein. In seinem jüngsten Buch „Islam in der Krise“ beschäftigt sich der Religionswissenschaftler mit dem Zusammenhang zwischen Glaubensverlust und Verschwörungsideen. Die islamische Welt befinde sich heute in einer ähnlichen Situation wie Europa nach dem Dreißigjährigen Krieg, so der Religionswissenschaftler. Schiiten und Sunniten fielen heute übereinander her wie damals Katholiken und Protestanten. „Fundamentalisten versuchen, ihren Glauben durch Verschwörungstheorien abzudichten, indem sie sagen, dass der ,Islamische Staat' eigentlich ein Produkt des Westens oder Israels sei“, meint Blume. Doch immer mehr Muslime hätten wachsende Zweifel. Insgeheim räumten viele ein, sich in einer Glaubenskrise zu befinden.
Studien, denen zufolge die Zahl junger Menschen in islamischen Gesellschaften, die sich als „stärker religiös“ oder gar „sehr religiös“ bezeichnen, zunimmt, sieht Blume kritisch. Tatsächlich seien Moscheebesuche oder das regelmäßige Gebet zurückgegangen. Der Islam werde somit zur „reinen Bekenntnisreligion“.
Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 19. April.
DT