Der emeritierte Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verteidigt den Begriff „christliches Abendland“. Dieser sei für in ein „zentraler identitätsstiftender Begriff“, der nicht fahrlässig zur Disposition gestellt werden dürfe. „Wer ihn abtut, muss dann auch erklären, wie er die fundamentalen Werte, die europäische Geistesgeschichte bestimmt haben, begründen will“, äußerte sich Algermissen gegenüber dieser Zeitung.
Europäische Geschichte ohne christliche Botschaft nicht zu verstehen
Die Länder Europas seien vom jüdisch-christlichen Welt- und Menschenbild sowie von dessen Wertegefüge in der Wurzel geprägt. „Ihre Geschichte ist ohne die christliche Botschaft überhaupt nicht zu verstehen“, so der 75-Jährige, dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen Papst Franziskus im Juni 2018 angenommen hatte.
Zuvor hatte bereits der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer den Begriff verteidigt. „Die Seele Europas ist das Christentum, und deshalb ist es auch historisch exakt und verantwortbar, vom ,christlichen Abendland‘ zu sprechen“, erklärte der Bischof vergangene Woche in einem Festvortrag im Rahmen des Neujahrsempfangs von Altmühl-Jura in Mindelstetten.
Kardinal Marx: Begriff "christliches Abendland" vor allem ausgrenzend
Die Debatte angestoßen hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Von der Rede vom „christlichen Abendland“ halte er nicht viel, so der Erzbischof von München und Freising. Der Begriff sei „vor allem ausgrenzend“ und verkenne die „große Herausforderung, in Europa dafür zu sorgen, dass verschiedene Religionen mit jeweils eigenen Wahrheitsansprüchen friedlich zusammenleben“. Marx äußerte sich bei einer Diskussion mit dem Publizisten Michel Friedman im Theater "Berliner Ensemble".
DT/mlu
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