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Heilige Petrus Damiani

Dass die Werke der antiken Schriftsteller und der Kirchenväter bis heute überliefert sind, ist der geduldigen Arbeit mittelalterlicher Mönche zu verdanken. Von Claudia Kock
Der heilige Petrus Damiani

Dass die Werke der antiken Schriftsteller und der Kirchenväter bis heute überliefert sind, ist der geduldigen Arbeit mittelalterlicher Mönche zu verdanken, die diese in den Skriptorien ihrer Klöster gewissenhaft kopierten. Wort für Wort drangen sie in die Texte ein, meditierten sie und ließen sie einfließen in Predigten, Briefe und andere Werke für die Menschen ihrer Zeit.

Ein solches Skriptorium kann man noch heute im mittelitalienischen Kamaldulenserkloster Fonte Avellana besichtigen. Es geht auf die Zeit des heiligen Petrus Damiani zurück, der hier im 11. Jahrhundert Prior war, ein „Mönch, der die Einsamkeit liebte und zugleich ein unerschrockener Kirchenmann war, der sich persönlich für das von den Päpsten seiner Zeit eingeleitete Reformwerk einsetzte“, wie Benedikt XVI. in einer diesem Kirchenlehrer gewidmeten Katechese sagte. Sein Gedenktag ist der 21. Februar.

Wer war Petrus Damiani?

Petrus Damiani wurde 1006 oder 1007 in Ravenna geboren und war schon als Kleinkind Vollwaise. Er musste die Schweine hüten, bis ein älterer Bruder oder ein Onkel mit Namen Damianus sich seiner annahm und ihm eine Ausbildung in den artes liberales und in der Rechtswissenschaft ermöglichte; aus Verbundenheit nahm er dessen Namen an. 1035 trat er in Fonte Avellana ein, wo er 1043 zum Prior gewählt wurde.

Maria erscheint Petrus Damiani.
Foto: IN | Maria erscheint Petrus Damiani. Josef F. Fromiller, Kloster Ossiach.

Unter dem Priorat von Petrus Damiani erlebte das Kloster, das um 980 von Einsiedlern unter dem Einfluss des heiligen Romuald gegründet worden war, eine wirtschaftliche und geistliche Blüte. Kirche und Bibliothek wurden gebaut, die Anlage erweitert. Petrus Damiani war ein charismatischer Mönchsvater, der großen Wert auf Gebet und Arbeit, strenge Klausur, Fasten und Askese legte. Er zog viele Novizen an, so dass in der Umgebung mehrere Klöster gegründet werden konnten, die mit Fonte Avellana verbunden waren. 

Das 11. Jahrhundert war eine schwierige Zeit in der Kirche, bedingt durch Simonie und Sittenverfall im Klerus. Petrus Damiani setzte sich in zahlreichen Schriften gegen Ämterkauf und für den priesterlichen Zölibat ein und unterhielt Kontakt zu Kaiser Heinrich III. und den Kreisen der Römischen Kurie, die eine Kirchenreform anstrebten.

Kirchliches Wirken als Kardinalbischof von Ostia

Der Reformpapst Stephan IX. ernannte Petrus Damiani 1057 zum Kardinalbischof von Ostia. Dieser nahm die Ernennung widerstrebend an und war in den Folgejahren mit kirchlichen Missionen betraut, die darauf ausgerichtet waren, die Missstände zu beheben. So kam er unter anderem 1069 auf den Reichstag in Frankfurt, wo er König Heinrich IV. von seinem Scheidungsvorhaben abbringen konnte.

Nach dem frühen Tod von Stephan IX. unterstützte er Bestrebungen, den Reformer Hildebrand auf den Stuhl Petri zu bringen, die jedoch zunächst scheiterten. Erst ein Jahr nach dem Tod von Petrus Damiani wurde Hildebrand mit dem Namen Gregor VII. inthronisiert und leitete die nach ihm benannten Gregorianischen Reformen ein. Petrus Damiani kehrte 1060/61 nach Fonte Avellana zurück.

Tod und Vermächtnis 

Er starb im Februar 1072 auf der Rückkehr aus Ravenna, wo er versucht hatte, eine Versöhnung zwischen der Stadt und Papst Alexander II. herzustellen, im norditalienischen Faenza. Im dortigen Dom liegt er bis heute begraben.

Er hinterließ ein umfassendes Werk, das neben Heiligenviten, poetischen und liturgischen Texten 180 Briefe enthält, in denen er zu zahlreichen Fragen seiner Zeit Stellung bezog und die einen tiefen Einblick in die Geistesgeschichte des 11. Jahrhunderts geben. Sein Werk offenbart seine große Vertrautheit mit den Schriftstellern der klassischen Antike ebenso wie mit den Kirchenvätern und floss in den folgenden Jahrhunderten in monastische Reformen und in das Kirchenrecht ein. Dante widmete Petrus Damiani in der Göttlichen Komödie einen eigenen Gesang. 1828 erhob Papst Leo XII. ihn zum Kirchenlehrer. „Er verzehrte sich mit klarer Konsequenz und großer Strenge für die Reform der Kirche seiner Zeit“, so Benedikt XVI. „Er schenkte alle seine geistigen und körperlichen Kräfte Christus und der Kirche, blieb aber immer, wie er sich selbst gern bezeichnete, Petrus ultimos monachorum servus, Petrus, der letzte Diener der Mönche.“

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