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Der selige Carlo Acutis

Wie man heute heilig wird. Der neue Selige, Carlo Acutis, war ein Kind unseres Jahrhunderts, der auch sehr internetaffin war. Er schloss sehr früh Freundschaft mit Jesus.
Carlos Acutis - ein begabter und begnadeter junge Mann aus unserem Jahrhundert
| Der selige Carlos Acutis - ein begabter und begnadeter junge Mann aus unserem Jahrhundert.

Im Jahr 1207 legte der junge Franz von Assisi auf dem Domplatz seiner Vaterstadt seine vornehmen Kleider ab und ein raues Büßergewand an. Damit zeigte er ausdrucksstark, was sein Lebensziel sein sollte: die Heiligkeit durch die radikale Nachfolge Christi. 800 Jahre später, am 12. Oktober 2006, starb in Monza der fünfzehnjährige Gymnasiast Carlo Acutis, der auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen geantwortet hatte: „Immer mit Jesus vereint sein – das ist mein Lebensplan.“ Sein einbalsamierter Leichnam – mit Jeans, Turnschuhen und Trainingsjacke bekleidet – ruht seit Anfang Oktober in der Kirche „Santa Maria Maggiore“ über dem Ort der „Entkleidung“ des heiligen Franziskus, hinter einer Glasfront mit einer stilisierten Monstranz: das Zeichen für Carlos Acutis große Liebe zur Eucharistie, die er als „meine Autobahn in den Himmel“ bezeichnete.

Geboren in London

Carlo Acutis wurde am 3. Mai 1991 in London geboren, als einziges Kind des Mailänder Ehepaars Antonia Salzano und Andrea Acutis, das sich aus beruflichen Gründen in England aufhielt; wenige Monate später kehrten sie in ihre Heimatstadt zurück. Als Carlo vier Jahre alt war, verstarb sein Großvater mütterlicherseits. Carlo erzählte später, dass er ihm kurz nach seinem Tod erschienen sei und zu ihm gesagt habe, er solle für ihn beten, da er im Fegefeuer sei.

Von diesem Augenblick an wollte Carlo täglich in die heilige Messe gehen. Hatten seine Eltern oder seine Großmutter einmal keine Zeit, mit ihm in die Messe zu gehen, so reagierte der kleine Carlo wie andere Kinder, wenn ihnen Süßigkeiten oder ein Spielzeug verweigert werden: er wurde bockig.

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Frühe Erstkommunion

Am 16. Juni 1998 empfing Carlo im Alter von nur sieben Jahren in einem Klausurkloster des Ambrosianischen Ritus die Erstkommunion, die er von da an täglich empfing, mit Unterstützung seines Beichtvaters, der ihn im geistlichen Leben begleitete: „Ich glaube, dass viele Leute den Wert der heiligen Messe nicht wirklich bis ins Letzte verstehen“, sagte Carlo. „Denn wenn sie den großen Reichtum erkennen würden, den der Herr uns geschenkt hat, indem er sich uns als Speise und Trank hingeschenkt hat in der heiligen Hostie, würden sie jeden Tag in die Kirche gehen, um an den Früchten des Opfers, das dort gefeiert wird, teilzuhaben und auf viele überflüssige Dinge verzichten!“

Gegen den Strom

Für seine christlichen Überzeugungen trat Carlo auch auf dem Jesuiten-Gymnasium ein, das er nach der Grundschulzeit besuchte. Obwohl er ein normaler Junge war, der in der Klasse beliebt war und sich in seiner Freizeit gerne mit anderen zum Fußballspielen traf, so schwamm er, wenn der Glaube es erforderte, gegen den Strom, auch wenn er damit aneckte und Spott ertragen musste. Er war überzeugt, dass viele Modeerscheinungen Frucht von Wirtschaftsspekulationen und Konsumdenken, von einer Abhängigkeit von den Vorgaben der Medien waren, die die eigene Freiheit beschnitten. „Wir alle werden als Originale geboren, aber viele sterben als Fotokopien“, sagte er.

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Ferien in Assisi

Während seine Klassenkameraden modische Kleidung trugen und mit Ferienreisen in exotische Länder prahlten, kleidete Carlo sich unauffällig und verbrachte die Ferien gerne in Assisi, wo er „geistlich auftanken“ konnte. In dieser Hinsicht verblüffte er selbst seinen Vater, als er dessen Vorschlag zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land ablehnte mit den Worten: „Ich bleibe lieber in Mailand, weil es ja Tabernakel in den Kirchen gibt, wo ich hingehen kann, um Jesus jederzeit zu besuchen; daher brauche ich nicht nach Jerusalem zu reisen. Wir haben Jerusalem vor der Haustür.“

Wunder im Internet

Wie viele Jugendliche war Carlo fasziniert von der Welt der Computer. Er beschäftigte sich intensiv mit Algorithmen und Informatik. Auch hier stand seine eucharistische Frömmigkeit im Mittelpunkt: Er kreierte eine Website, auf der er eucharistische Wunder in aller Welt dokumentierte. Im Rahmen seines Heiligsprechungsprozesses wurde auch Carlos Computer genauer untersucht. Dabei stellte man fest, dass er ausschließlich Seiten besucht hatte, in denen es um Glaubensthemen ging – kein neugieriges Surfen auf Websites mit anstößigen Inhalten. Er hatte sich der Gottesmutter geweiht und glaubte fest an die Heiligkeit der Ehe. So wurde er zum besonderen Ansprechpartner für Mitschüler, die unter der Scheidung ihrer Eltern litten. Im Unterricht vertrat er überzeugt die Lehre der Kirche in bioethischen Fragen, auch wenn er damit hämische Kritik seiner Mitschüler erntete, die „moderner“ dachten. Trotzdem war Carlo kein „frömmelnder“ Junge, sondern ging offen, frei und humorvoll mit anderen Menschen um. Wie der heilige Franziskus zeigte er außerdem eine große Liebe zu Tieren. So produzierte er kleine Kurzfilme, in denen die Haustiere der Familie – zwei Katzen, vier Hunde und einige Goldfische – die Hauptrolle spielten.

Bestattet in Assisi

Anfang Oktober 2006 erkrankte Carlo schwer. Was zunächst nach einer harmlosen Grippe ausgesehen hatte, erwies sich als schwere Form von Leukämie. Innerhalb weniger Tage kam er auf die Intensivstation und musste an ein Sauerstoffgerät angeschlossen werden; dann wurde er in eine Spezialklinik nach Monza verlegt. Sein ganzer Körper war geschwollen und voll Flüssigkeit; auf eigenen Wunsch empfing er das Sakrament der Krankensalbung, nachdem er sein Leiden „für den Papst und für die Kirche“ dargebracht hatte. Nach einer Blutwäsche fiel er ins Koma, und am 12. Oktober hörte sein Herz auf zu schlagen. Sein letzter Wunsch war es, in Assisi bestattet zu werden. Dort wird er am kommenden Samstag, dem 10. Oktober, in der Basilika des heiligen Franziskus seliggesprochen werden.

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