Aiteall lautet das wohl schönste Wort des irischen Gälisch. Es beschreibt das sonnige Intermezzo zwischen zwei Wolkenbrüchen, den magischen Moment, in dem sich der Himmel sein Blau zurückholt und alles glitzern lässt – die tropfnassen Wiesen und Wollgräser, das granitgraue Felsgestein und auch die geröteten Gesichter der Wanderer, die über Aiteall staunen. Eben noch hatte Irland alle Regen-Register gezogen, nun schickt eine leichte Brise sanfte Wellen über den See, goldener Dunst durchzieht die Luft und ein Regenbogen spannt sich weit über den Gipfel des Mweelrea Mountain. Der über 800 Meter hohe Berg wacht über das Doolough Valley, ein kahles Tal in der südwestlichen Ecke der Grafschaft Mayo, das im kollektiven Gedächtnis der ...
Zwischen zwei Wolkenbrüchen
Die tragische Geschichte des Doolough Valley taugt nicht für fröhliche Tourismusprospekte. Wer trotzdem dorthin reist, sucht Sinn statt Sonne und entdeckt einen Weg, die Welt zu verändern. Von Nicole Quint