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Stauferland: Wandern für die Seele

Im und um das Stauferland, nahe der Schwäbischen Alb, gibt es eine große Auswahl an Glaubenswegen – zum Wandern auf religiösen Spuren, Pilgern und um zu sich selbst zu finden.
„Der Weg ist das Ziel“: Die Glaubenswege verbinden Natur und Glaube übergreifend und eindrucksvoll.
Foto: Frühauf | „Der Weg ist das Ziel“: Die Glaubenswege verbinden Natur und Glaube übergreifend und eindrucksvoll.

Wer die Wahl hat, hat die Qual – bei über 30 Rundwanderungen mit einer Gesamtlänge von fast 100 Kilometern fällt die Auswahl nicht leicht. „Auf den Wegen erfährt man herrliche Natur und kommt zur Ruhe“, weiß Cornelia Steinbach von Touristik- und Marketing in Schwäbisch Gmünd. Steinbach hilft bei der Auswahl der Routen, egal ob für eine ein- oder mehrtägige Wanderung. Alle Wege führen durch eine der reizvollsten Landschaften Baden-Württembergs – die Region Drei-Kaiser-Berge, Kaltes Feld, Albuch – mit ihrer reichen kirchlichen Tradition und Geschichte. Kirchen, Klöster, religiöse und spirituelle Orte bilden mit der Hügellandschaft eine wahrhaftig malerische Kulisse, die im Ottenbachtal sogar ans Allgäu erinnert.

Hier hängen heute die Wolken tief und schaffen es gerade so über die majestätisch aufragenden Bergrücken. Der Wind pfeift kräftig um die Straßenecke in Ottenbach, wo die Wanderung Nummer 18 beginnt. Der Cyriakusweg, in Erinnerung an den heiligen Cyriakus, ein römischer Märtyrer und einer der 14 Nothelfer, ist gut acht Kilometer lang. Kurz nach dem Ortsausgang – in Richtung Kitzen – befindet sich der Ottenbacher Bildstock. Das barocke Heiligenbild stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Daneben steht ein Feldkreuz jüngeren Datums.

Mini-Dorf ohne Straßennamen

Das kleine Kitzen hat rund 60 Einwohner und gehört zum deutlich größeren Ottenbach. Straßennamen sucht man im Mini-Dorf vergeblich, die gibt es nämlich nicht und die Hausnummern wurden einfach der Reihe nach vergeben. So liegt die Nummer sechs neben der 34 und 36. Hinter dem „Museumsdorf“ windet sich der Weg nach oben und am Haldenhof endet die Straße. Weiter geht es über eine Kuhweide. Die Tiere grasen heute wohl auf einer anderen Wiese. Am Himmel zeigt sich ein kleines blaues Loch. Ein Rotmilan umkreist die Wanderer und stößt seine kurzen Pfiffe aus. Über 50 Prozent des weltweiten Bestands der Rotmilane entfällt auf Deutschland, und so sieht man die imposanten Tiere vermehrt in den Lüften kreisen. Der Blick zurück übers Tal der Liebe, so heißt der Einschnitt mit den zahlreichen versprengten Höfen, lässt einen immer mehr ans Allgäu denken – Urlaubs-Feeling pur. Die Blätter des kleinen Buchenhains rauschen im Wind, der dunkle Wolken auftürmt.

Auf der Anhöhe, dem Rehgebirge und umgeben von den drei Kaiserbergen Hohenstaufen, Hohenrechberg und Stuifen. liegt das Isländergestüt Schnurrenhof. Gut 15 Kilometer sind es von hier bis Schwäbisch Gmünd. Am Himmel braut sich tatsächlich etwas zusammen. Die Gewitterstimmung gibt den Anstoß zum Wegewechsel, denn der Weg Nummer 19, nach dem heiligen Franziskus benannt, führt direkt nach Ottenbach zurück.

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Franziskus und das Gespür für die Natur

Am Ende des Gerstenfelds, in dem ein paar übrig gebliebene Ähren bedenklich hin und her wippen, müsste laut der Navigations-App ein kleiner Pfad sein. Gesucht, gefunden, steil geht es hinab – durch ein kleines Wäldchen. Am Waldrand flattern bunte Stoffwimpel als Teil eines Windspiels und in Anlehnung an den Sonnengesang des heiligen Franziskus, ein Gebet das Franz von Assisi im 13. Jahrhundert verfasste. Es preist die Schönheit der Schöpfung und dankt Gott dafür. Auf einer roten Tafel steht geschrieben: „Sein feines Gespür für jegliche Natur offenbarte Franziskus, dass nur ein ausgewogenes Verhältnis der Elemente Wind, Wolken, Sonne und Regen die Erde in ihrem Gleichgewicht erhalten kann.“ Eine Feststellung, die in Zeiten von Klimawandel aktueller denn je ist.

Kunstobjekte, Skulpturen und Installationen sowie sakrale Elemente, wie beispielsweise die Franziskusfenster in der katholischen Kirche in Ottenbach, bilden die Stationen auf diesem Weg, die den Sonnengesang des heiligen Franziskus sichtbar, hörbar und fühlbar machen. Die Natur schafft die Verbindung zum Göttlichen. Das hier und jetzt zählt – jeder Schritt, der über den weichen Waldboden federt. Achtsam sein, innehalten und einmal die Augen schließen – die Natur wahrnehmen. Das gehört zu den Glaubenswegen. Und auch auf den letzten Metern zurück nach Ottenbach bleibt es trocken.

Fragen des Lebens näher beleuchtet

„Der Weg ist das Ziel“, sagt Cornelia Steinbach über die Glaubenswege. Beim Wandern in der Natur, abseits vom Alltag, gelänge es am besten, zu sich selbst zu finden. Alle Wege verbinden Natur und Glaube übergreifend und eindrucksvoll. Im Wanderführer „Glaubenswege – Wege für den Geist, die Seele; zum Wandern und Genießen“ werden die jeweiligen Wanderwege, Kirchen und Kapellen genau beschrieben. „Jeder Weg hat seinen Reiz“, ist Cornelia Steinbach überzeugt. Der fünf Kilometer lange LebensWeg im Taubental regt mit sieben „Zeigwerken“ dazu an, grundsätzliche Fragen des Lebens näher zu beleuchten. In Ergänzung zu den Kunstwerken von Martin Burchard regen Bibelzitate, Aussagen von Theologen und Zitate aus der Weltliteratur zum Nachdenken an. Der LebensWeg will keine Antworten geben, er will Anregungen vermitteln, um die Menschen zu inspirieren.

„Durch die Stadt Schwäbisch Gmünd führt die „Via Sacra in Gamundia“, ein Glaubensweg von der Herrgottsruhkapelle durch die Innenstadt zum St. Salvator“, zählt Steinbach auf. Der Weg orientiert sich in seiner Länge an der Via Dolorosa in Jerusalem, dem Schmerzensweg Jesu vom Amtssitz des Pontius Pilatus zum Kreuzigungshügel Golgota. Die „Via Sacra in Gamundia“ verbindet die wesentlichen Zeugnisse des Glaubens in der historischen Innenstadt von Schwäbisch Gmünd.

Zwölfeinhalb Kilometer lang ist der Weg „Zu den drei Steinen“ von Bartholomä. Diese Wanderung führt an den beiden Ortskirchen von Bartholomä und dem Denkmal für Magister Wenig vorbei. Das Denkmal „Zu den drei Steinen“ steht am Eingang des Wentals und erinnert an Magister Friedrich Weng, der in den Jahren 1611–1634 Ortsgeistlicher war. Das bedeutende Wental mit dem Felsenmeer ist eine geologische Besonderheit und eines der schönsten Trockentäler der Schwäbischen Alb. Auch der Genuss kommt beim Wandern nicht zu kurz. Hier lädt auf halber Strecke das Landhotel Wental zur Einkehr ein. Der Weg führt vorbei am eindrucksvollen Dolomitfelsen. Abschließend hat man auf dem Wirtsberg, dem Hausberg von Bartholomä, einen wunderschönen Blick ins Tal.

Der Startpunkt des sieben Kilometer langen Wallfahrtswegs ist die romanische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die bereits 1275 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Teilstrecken dieser Tour benutzten früher die Wallfahrer aus Wißgoldingen und Weilerstoffel, um auf den Hohenrechberg zu kommen. In ständiger Nähe zu den Drei Kaiserbergen gibt es immer wieder steile Auf- und Abstiege, welche einen herrlichen Ausblick über die nähere Umgebung und die Albkante bieten. Felder, Wiesen und Wildhecken säumen den Weg. In dieser Gegend gibt es zahlreiche Streuobstwiesen -unverzichtbar für Menschen, Flora und Fauna.

 

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