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Ausstellung „Dein Angesicht will ich suchen“ in Marktl am Inn

„Der Schöpfer spiegelt sich am unmittelbarsten in der Schöpfung“. Die Ausstellung „Dein Angesicht will ich suchen“ zeigt Werke von Michael Triegel im Geburtshaus Papst Benedikts XVI. in Marktl am Inn.
"Barmherziger Jesus", Michael Triegel
Foto: Galerei Schwind, Leipzig | In dem Antlitz liegt eine Offenheit, die über das Gemälde hinaus zur Anbetung führen will: "Barmherziger Jesus" von Michael Triegel aus Leipzig. Triegel hat derzeit eine Werkschau im Geburtshaus Benedikt XVI.

Ruhig, ernst, fast ein wenig scheu und bittend begegnen die Augen des „Barmherzigen Jesus“ dem Betrachter. In dem goldschimmernden Antlitz liegt eine Offenheit, die über das Gemälde hinaus zur Anbetung dessen führen will, der dahintersteht. Für den Leipziger Künstler Michael Triegel gehört das zum Wesen eines Andachtsbildes, das immer nur ein „Annähern“, nie aber selbst Gegenstand der Anbetung sein soll. Die kleine Ausgabe des „Barmherzigen Jesus“, die in ihrer großen Ausführung in der Würzburger Pfarrkirche St. Peter und Paul hängt, ist Teil einer Sonderausstellung mit Werken Triegels im Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. Bis zum 4. Oktober sind dort unter dem Titel „Dein Angesicht will ich suchen“ rund 60 Werke Triegels ausgestellt. „Es ist eine der hochkarätigsten Ausstellungen, die wir anbieten dürfen“, meint Franz Haringer, Theologischer Leiter im Papsthaus in Marktl am Inn. Coronabedingt wurde die Ausstellung bereits um ein Jahr verschoben, nun hoffe man, dass die Saison jetzt „langsam aber sicher“ eröffnet werden könne.

Benedikt XVI. ist wichtig für Triegels Glaubensweg

Neben dem Künstler selbst war bei dem einführenden Gang durch die Ausstellung auch der Passauer Generalvikar Josef Ederer zu Gast, um die Unterstützung des Heimatbistums Joseph Ratzingers zu signalisieren.

Die Ausstellung ist dem emeritierten Papst in der Tat auf unterschiedlichen Ebenen verbunden. Nicht nur, dass sie in seinem Geburtshaus gezeigt wird und eines der beiden berühmten Papstporträts von Triegel enthält. Sie sei auch dem „Denken von Benedikt XVI. angemessen“, so Haringer. Für Triegel selbst sei die Auseinandersetzung mit dem Papst und seinen Schriften, vor allem seine Verbindung von Glauben und Vernunft sehr wichtig gewesen, auch auf seinem eigenen Glaubensweg. 1968 in Thüringen geboren, hatte sich der Künstler bereits in DDR-Zeiten von der christlichen Ikonografie angesprochen gefühlt und schließlich über die Beschäftigung mit christlichen Motiven in die katholische Kirche gefunden. In den Texten Benedikts XVI. hatte er dabei einen Lehrmeister gefunden, dem er sich bis heute verbunden weiß. Auch dieser hatte sich als Gottsucher verstanden, als Glaubender und auch als Fragender.

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Dem Schöpfer im Tod gegenübertreten

In der Sonderausstellung zeigt sich die Suche nach dem Angesicht in ganz unterschiedlichen Facetten. Kleine Aquarelle im Korridor entführen den Besucher auf eine kleine Reise durch blaugrüne Berg- und Hügellandschaften. Sie sind nicht nur als „Atemholen“ zwischen den großen Gemälden entstanden, sondern auch „aus der Überlegung heraus, dass sich der Schöpfer am unmittelbarsten in der Schöpfung spiegelt“.

Einer der Räume ist „den letzten Dingen“ gewidmet im Bewusstsein, dass der Tod der Moment ist, in dem wir dem Antlitz Gottes gegenübertreten. Das Sonnenlicht, das den Raum durchflutet, steht in seltsamen Kontrast zu den eher düsteren Motiven. Triegel freut sich über das strahlende Licht. „In der Dunkelheit von Leid und Tod leuchten die Farben des Lebens umso heller“, meint er. Es sei hilfreich für ihn, das darzustellen, was ihn ängstigt. „Dann verliert es einen Teil seiner Macht über mich“, so Triegel.

Berührende Segensgeste Mariens

Zentrum des Raumes ist sein Werk „Ave Maria“, das eine von einer Darstellung aus der römischen Kirche St. Ignatio inspirierte Madonna aus der Untersicht darstellt. „Sie besiegt den Tod“, so Triegel. Die Zinklithographie zeigt eine sanft segnende Gottesmutter über Totenschädeln und einer fauchenden Katzenmumie.

Die Segensgeste der Madonna habe ihn in der Kirche in Rom sehr berührt, erzählt Triegel. In seinem Werk, dem größten dieser Ausstellung, drückt sich diese Geste der Gnade vor allem als Zuwendung zur traurig anrührenden Katze aus, dieser „geschundenen Kreatur“, die ganz besonders der Fürsprache bedürfe.

„Ich bin nicht der Exeget meiner eigenen Arbeiten“

In einem angrenzenden Raum erwartet den Besucher das Porträt Benedikts XVI., das seinen eigentlichen Platz im Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg gefunden hat. Es sei Triegel ein Anliegen gewesen, den Papst nicht nur in seinem Amt, sondern vor allem in seiner Person und dabei „auch in seiner scheuen Art“ darzustellen. Neben dem prominenten Papstbild finden sich in diesem Raum Christusbilder und darunter auch eines, das die Begegnung des Auferstandenen mit dem Apostel Thomas zeigt. Ja, der Glaube solle auch ohne das Sehen auskommen. Und doch erlaube Christus, „dass wir für unseren Glauben manchmal auch das Sehen brauchen“, so Triegel.

In den kleinen und größeren, in ihrer Einfachheit oder Komplexität gleichermaßen beeindruckenden Werken der Ausstellung scheint immer wieder die Liebe des Künstlers zu Ambivalenzen durch. Die Gemälde und Zeichnungen sind geprägt von gedanklicher Tiefe und spielen mit in Teilen irritierender Symbolik. Triegel erklärt gerne die Hintergründe seiner Motive und Werke, will jedoch „keine abschließende Lesart geben mit seinen Erklärungen“. „Ich bin nicht der Exeget meiner eigenen Arbeiten“, so der Künstler. Seine Werke versteht Triegel eher, insbesondere durch ihre Symbolik, als „Gesprächsangebote für den Betrachter“.

Bilder als Ausdruck der persönlichen Suche

 

Missionieren will Triegel dabei nicht unbedingt, wenngleich die Kunst für ihn selbst eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Taufe gespielt haben mag. Seine Bilder seien eher Ausdruck der persönlichen Suche und zu den Motiven, die er male, sei ein subjektiver Bezug notwendig. Nur wenn er berührt ist, könne er berühren, so der Künstler. Triegel will ehrlich sein bei seinen Bildern. Manchmal hätten sie eine Wirkung auf andere, wie er von Rückmeldungen weiß, aber darauf angelegt seien sie nicht.

Triegel will sich und seine Glaubensgeschichte auch nicht instrumentalisieren lassen. Dennoch sieht er im kirchlichen Kontext vor allem heute einen besonderen Ort für die Kunst. Denn dort sei Kunst im Gegensatz zu anderen Kontexten noch im System „notwendig“. Kultur leitet sich vom Kultus ab, erinnert Triegel. Kirchen seien fast die einzigen, die Kunst noch wirklich brauchten und nutzten, dort könne man die Menschen auch anders erreichen.

Innere Verbundenheit mit Benedikt XVI.

Mit der Ausstellung seiner Werke im Papsthaus in Marktl schafft Triegel nun eine Brücke von der „profanen“ Freude an Kunst hin zu einer Suche des Angesichts Gottes, auf das hin aller Glaube ausgerichtet ist. In ganz unterschiedlichen Motiven und innerer Verbundenheit mit dem emeritierten Papst lässt der Künstler in feiner Symbolik und ausdrucksstarken Techniken Spuren dieses Antlitzes aufleuchten. Ein Rahmenprogramm mit einer Vernissage, Vorträgen, einem Konzert und Gottesdiensten begleitet die Ausstellung.


www.papsthaus.eu.

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