Ein Gebildeter, der heute den Namen Theodor W. Adorno vernimmt, bringt ihn unweigerlich mit der Frankfurter Schule in Verbindung, aus der weitere exzeptionelle Denker wie Max Horkheimer, Herbert Marcuse und (aus der nachfolgenden Generation) Jürgen Habermas hervorgegangen sind. Ein weiterer Schritt der üblichen Assoziationskette, die jedoch zu überprüfen ist, präsentiert die Schlagworte „Kulturrevolution“ und „1968“.
Sympathien für die Gegner des Systems
Adorno, nach seiner Remigration nach Frankfurt während der McCarthy-Ära bald arrivierter Ordinarius für Philosophie und Soziologie, hatte gleichwohl viele Sympathien für die meist jungen Gegner des vermeintlich autoritären BRD-Systems. Diese trachteten danach, einiges von dem umzusetzen, was Adorno über etliche Jahrzehnte verkündet hatte, nicht zuletzt in vielbeachteten Vorträgen.
Der Gelehrte mit der eindringlich-sanften Professorenstimme vergewisserte sich immer der Grenzen von Wort und Tat, die von studentischen Aktivisten öfters überschritten wurden. 1969 musste er den als zwiespältig erachteten Polizeiapparat zu Hilfe holen, um sein besetztes Institut räumen zu lassen. Wohl auch infolge damit zusammenhängender Querelen erlag er im gleichen Jahr während eines Aufenthaltes in der Schweiz einem Herzinfarkt. Die Verquickung unglücklicher Umstände am Lebensende kann aber nicht über den Erfolg der „Frankfurter“ hinwegtäuschen, von denen Adorno in besonderer Weise den Anspruch auf gesellschaftliche Mündigkeit postulierte.
DT/mee
Wie hielt es Adorno mit Glaube und Religion? – Lesen Sie den ganzen Text in der Ausgabe der „Tagespost“ vom 01. August 2019.