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Neuer Trend: Moderne klassische Musik und Spiritualität

Von den Feuilletons verschmäht, doch für Musikliebhaber eine Wohltat. Schöne Melodien und tiefgründige Harmonien kehren zurück in die Konzerthäuser. Davon ist der Kulturexperte Björn Hayer überzeugt
Der Musiker Max Richter
Foto: Yulia Mahr/Deutsche Grammophon (Yulia Mahr/Deutsche Grammophon) | Typisch für die Kompositionen des Künstlers Max Richter ist das sukzessive Übereinanderschichten von Melodieverläufen.

Der renommierte Kulturkritiker Björn Hayer schaut im Feuilleton der „Tagespost“ auf einen neuen Trend in der modernen klassischen Musik („New Classic“): die Wiederentdeckung der Spiritualität. Hayer macht diese neue Entwicklung an Komponisten-Namen wie Arvo Pärt, Max Richter oder Joep Franssens fest. „Wer etwa Pärts berühmtes Lied ,Für Alina' einmal gehört hat, wird allen voran die Stille zwischen den einzelnen Anschlägen ganz neu zu schätzen lernen. Das Metaphysische, sofern es tatsächlich in solcherlei Produktionen zutage tritt, gibt sich nicht selten eben im Wechselspiel zwischen Ton und Leere, Silbe und Schweigen, zu erkennen."

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Treppe hin zu einem anderen Raum

Alternativ dazu lasse sich ebenso eine musikalische Konzeption beobachten, die buchstäblich eine Art Treppe hin zu einem anderen Raum baue: "Nachdem beispielsweise Joep Franssens ,Harmony of the Spheres' leise beginnt, weitet es sich mehr und mehr zu einem mächtigen Chorgesang auf. Typisch für die Kompositionen von Max Richter kann derweil das sukzessive Übereinanderschichten von Melodieverläufen angesehen werden.“

Doch noch ist in vielen Feuilletons offenbar noch nicht der Sinn und das Verständnis vorhanden, sich auf diese neue Entwicklung einzulassen. „Oft wird die „New Classic“, zu der auch Musiker wie Ludovico Einaudi, Phil Coulter, Philip Glass oder Federico Albanese zählen, vom Feuilleton verschmäht, als unterkomplex abgetan. Warum? Weil deren Stücke, was den Einsatz von Instrumenten und melodischer Verspieltheit anbetrifft, hoch reduziert sind. Sie sprechen nicht die zuerst Avantgardeliebhaber an, sondern jene, die sich in die Musik fallen und mittragen lassen wollen.“

Neues Zeitbewusstsein erschließen

Doch Hayer ist optimistisch. „Zeitgenössische Kompositionen vermögen also, ein neues Zeitbewusstsein zu erschließen, eine Ahnung vom Übernatürlichen und Ewigen zu vermitteln.“ Die Botschaft ist klar: „ Hören Sie selbst! Wohin Sie die Musik auch trägt – der Ort wird ein wahrer sein.“

DT/mee

Warum der Kulturexperte Björn Hayer ein spirituelles Comeback in der modernen klassischen Musik („New Classic“) sieht, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe kostenlos

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