Er war eine Ikone im literarischen Leben der Bundesrepublik: Günter Grass, beinahe schien er mit seiner Pfeife verwachsen, las den Politikern die Leviten. Auf die literarische Bühne trat er 1959 mit seinem Roman „Die Blechtrommel“ und erregte einen heute kaum mehr verständlichen Skandal. Kritiker sprachen von obszönen bis nihilistischen Stellen.
Der kleine Oskar machte Grass bekannt
Der Gnom mit der Trommel, Oskar Matzerath, der Gnom mit der Trommel mutierte schnell zur weltweiten Kultfigur in der angeblich vergangenheitsunkritischen Adenauerzeit. Matzerath ist aber nicht nur Gesellschaftskritiker. Mit der Perspektive von unten wird er nicht fertig – und landet schließlich, der Ermordung einer Krankenschwester beschuldigt, in einer Heil- und Pflegeanstalt.
Der SS- Mann Grass hielt sich nicht an seine eigene Moral
Der Roman hat aber auch christliche Anspielungen, wie auch religionskritische. So wurde etwa die Beschäftigung von Grass mit dem Religionskritiker Feuerbach nachgewiesen. Seine religiöse Prägung hat Grass mehrfach deutlich gemacht und trat aber aus der Kirche aus, nach der Kritik einiger Bischöfe an der Änderung am Abtreibungsparagrafen. Vor der Veröffentlichung seiner Autobiographie „Beim Häuten der Zwiebel“ gestand er seine Mitgliedschaft bei der Waffen-SS. Dass er den selbst gesetzten moralischen Maßstäben in seinem Leben selbst nicht genügte, störte ihn kaum.
DT/ari
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