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„Schwarze Milch“: Zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Welten

Mit dokumentarischer Strenge schildert „Schwarze Milch“ das Aufeinandertreffen zweier sehr unterschiedlicher Kulturen.
Garcías Filmtipp: "Schwarze Milch"
Foto: Alpenrepublik | In der Wüste Gobi trifft die in Deutschland aufgewachsene Wessi (Uisenma Borchu, links) auf ihre in der Mongolei gebliebene Schwester Ossi (Gunsmaa Tsogzol).

In den schier unendlichen Steppen der Mongolei leben noch Menschen von der nomadischen Viehzucht, insbesondere in der Wüste Gobi. Einen Einblick in die Lebensweise der mongolischen Nomaden bietet nun der Spielfilm „Schwarze Milch“ von Uisenma Borchu, der seine Weltpremiere im Programm des Panorama bei der diesjährigen Berlinale feierte, und nun im regulären Kinoprogramm startet.

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Kollision zweier Kulturen

Drehbuchautorin und Regisseurin Uisenma Borchu wurde 1984 in Ulaanbaatar in der Mongolei geboren, und kam mit ihren Eltern 1988 in die DDR. Dazu sagt sie: „Obwohl ich dann in Deutschland war, haben wir mongolisch gelebt. Der deutsche Einfluss war groß, aber die Art und Weise des Redens, Essens und des Liebens war mongolisch. Ich bin mongolisch und bin in den Jahren auch deutsch geworden. Damit beginnt für mich eine wahnsinnig interessante Kollision zweier Kulturen.“

 

 

Vom Aufeinandertreffen der zwei Kulturen erzählt denn auch „Schwarze Milch“. Der Film beginnt in Berlin, wo Wessi (Uisenma Borchu selbst) mit ihrem Freund Franz (Franz Rogowski) lebt. Ohne groß auf ihr Leben in der Stadt einzugehen, setzt „Schwarze Milch“ in dem Moment ein, als Wessis Sehnsucht nach ihrer in der Mongolei lebenden Schwester so groß wird, dass sie den Entschluss fällt, dorthin zu reisen.

Zwei Seiten derselben Person

Nach einer langen Reise – Flug nach Ulaanbaatar, wo sie von Boro (Borchu Bawaa) abgeholt wird, sowie Fahrt durch die Weite der Steppe – trifft Wessi endlich auf ihre Schwester Ossi (Gunsmaa Tsogzol). Auf das emotionale Wiedersehen folgt die Einsicht, dass sie Kulturen repräsentieren, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Fällt es nicht schwer, in „Schwarze Milch“ Autobiografisches von der Drehbuchautorin und Regisseurin zu erblicken, so drängt sich die Einsicht auf, dass Wessi und Ossi eigentlich zwei Seiten derselben, zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissenen Person sind. In den zwei Schwestern, die zwar einander brauchen, aber nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen, drückt sich der innere Kampf der Kulturen aus.

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José García Kulturen

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