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Netflix-Serie „Away“: Viele Gefahren warten auf dem Weg zum Mars

Die zehnteilige Netflix-Serie „Away“ verknüpft die spannende Handlung mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Mars-Astronautin
Foto: Diyah Pera/Netflix

Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit“, so Neil Armstrong am 21. Juli 1969, als erstmals ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Die Mondlandung sollte allerdings lediglich „ein Schritt“ in der Raumfahrt sein. Deren eigentliches Ziel: der Mars. Denn seit langem wird spekuliert, ob es auf dem Mars je Leben gegeben hat. Die NASA schickte bereits in den 1970er Jahren „Viking“-Sonden, die auf dem Roten Planeten landeten und von dort Bilder schickten.

Dieses Jahr sollten sogar vier Marsmissionen starten. Wurde die europäisch-russische „ExoMars“-Mission wegen technischer Probleme und der Corona-Pandemie verschoben, so starteten im Juli 2020 sowohl die Sonde „al-Amal“ (Hoffnung) der Vereinigten Arabischen Emirate als auch das chinesische Raumschiff „Tianwen-1“ („Fragen an den Himmel“) sowie die US-amerikanische „Atlas V“-Rakete mit Marsrover „Perseverance“ in Richtung Mars. Nur: An eine bemannte Mars-Mission ist zurzeit wenigstens offiziell gar nicht zu denken – unter anderem auch wegen der großen Schwierigkeit, auf dem Mars zu landen.

Der Mars als Sehnsuchtsziel der Raumfahrt 

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Nicht so aber in der Fiktion, denn zum Selbstverständnis gerade der Science-Fiction gehört es, gegenwärtige Entwicklungen als mögliche künftige Szenarien weiterzudenken, ob es sich um Fragen der Biotechnologie oder der Raumfahrt handelt. So wurden in den letzten Jahren mehrere Spielfilme und Serien gedreht, die sich mit einer Mars-Mission beschäftigen:

In Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ wird ein Astronaut nach einem Umfall auf dem Mars zurückgelassen, wo er bis zum Eintreffen einer etwaigen künftigen Mission um sein Überleben kämpfen muss. Die zwei Staffeln der Netflix-Serie „Mars“ (2016, 2018) handeln von der ersten, 2033 stattfindenden bemannten Mars-Mission, die zur Kolonisierung des Roten Planeten führen soll. Gelobt von der Kritik wurde insbesondere, dass die von National Geographic produzierte Serie Science-Fiction-Elemente mit dokumentarischen Aspekten des aktuellen Entwicklungsstands verknüpft. Im Januar 2021 soll der Spielfilm „Proxima: Die Astronautin“ ins Kino kommen, dessen zentraler Konflikt laut bereits vorliegenden Informationen mit dem in der aktuellen Netflix-Serie „Away“ übereinstimmt.

Eine Frage des Vertrauens und der Führungsstärke

„Away“ handelt ebenfalls vom ersten bemannten, wohl in naher Zukunft startenden Flug auf den Mars. Das Kommando der russisch-europäisch-chinesisch-indischen Kooperation hat die US-Amerikanerin Emma Green (Hilary Swank); dazu kommen der Russe Misha Popov (Mark Ivanir), der in Ghana geborene Brite Kwesi Weisberg-Abban (Ato Essandoh), die Chinesin Lu Wang (Vivian Wu) und der Inder Ram Arya (Ray Panthaki). Eine Pressekonferenz am Abschluss der Vorbereitungen, bei der die fünf Astronauten (dem Zuschauer) vorgestellt werden, steht am Anfang der 10-teiligen Netflix-Serie „Away“.

„Away“ verknüpft die Handlung um die Gefahren, denen die Crew begegnet, und die Hindernisse, die sie überwinden muss, mit den zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander, genauer mit der Frage des Vertrauens und der Führungsstärke. Ein Beispiel: Als sich ein Sonnensegel nicht automatisch aufrichtet, was aber aus energietechnischen Gründen für den Weiterflug eine unbedingte Voraussetzung ist, muss es mechanisch, also per Hand, aufgerichtet werden. Dafür bedarf es eines riskanten „Weltraum-Spaziergangs“, der nur zu zweit gelingen kann. Ausgewählt dafür werden die Kommandantin Emma und Misha, weil dieser die meiste Erfahrung besitzt.

Dass ein solches Manöver vor allem gegenseitiges Vertrauen erfordert, wird ausdrücklich betont. Misha hat vorher jedoch Emmas Führungsfähigkeiten in Frage gestellt, was die Crew an den Rand einer Meuterei führte. Darüber hinaus nutzen Serienentwickler Andrew Hinderaker und die Regisseure der einzelnen Folgen die großzügige Zeit, die eine fast 500-minütige Serie bietet, um die Lebensgeschichte der Astronauten in Rückblenden zu erzählen, etwa Kwesis schwierige Kindheit als Adoptivkind oder ein traumatisches Erlebnis im Leben Rams.

Eine große Vielfalt an Themen und dennoch sehenswert

Sie schaffen es sogar, eine der Netflix-Obsessionen – eine lesbische Beziehung – einzubauen. Allerdings konzentriert sich „Away“ in dem Zusammenhang insbesondere auf Emmas Privatleben, weil ihr Ehemann Matt (Josh Charles) einen Schlaganfall erleidet, als sich die Crew noch auf dem Mond befindet, so dass die Kommandantin noch den Flug zum Mars absagen und zur Erde zurückkehren könnte – was ihre Tochter Alexis (Talitha Bateman) auch möchte.

Im Mittelpunkt von „Away“ steht insbesondere die Frage der Vereinbarung zwischen Beruf und Familie nicht nur bei Frauen – sehr bezeichnend ist in dem Zusammenhang Emmas Kollegin, die ihre Astronautin-Karriere aufgab, als ihre Tochter mit Down-Syndrom geboren wurde. Auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, dass die Serie einfach zu viele Themen unter einen Hut bringen möchte, machen sie allgemein menschliche Fragen wie Vertrauen und Loyalität sehenswert.

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