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Eine kleine, große Geschichte über Vergebung

Verschachtelte Dramaturgie für einen vielschichtigen Film: „Mein Ende. Dein Anfang“ handelt vom Zufall, aber auch von Trauer und Vergebung.
Garcías Filmtipp: "Mein Ende. Dein Anfang"
Foto: Eurovideo | Schicksalhafte Begegnung: Aron (Julius Feldmeier) und Nora (Saskia Rosendahl) lernen sich in der Münchner U-Bahn kennen. Eine tragische, aber auch vielschichtige Liebesgeschichte.

Mein Ende ist Dein Anfang“, sagt er zu ihr, als sie sich in der U-Bahn begegnen. Damit meint er ihre Namen: Aron (Julius Feldmeier) und Nora (Saskia Rosendahl) bilden ja ein Palindrom. Doch das ist nicht der Anfang des Langfilmdebüts der Münchnerin Drehbuchautorin und Regisseurin Mariko Minoguchi. Denn sie erzählt keineswegs linear, sondern eher in Fragmenten, die sich erst nach und nach zusammenfügen.

Scheinbar durch Zufall kreuzen sich ihre Wege

Am Anfang steht – nach einer Probevorlesung über Relativität, die Doktorand Aron hält – ein Banküberfall, bei dem der junge Mann stirbt. Nora wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr kommen Erinnerungen aus dem gemeinsamen Leben und aus ihren Träumen für die Zukunft. In einem zweiten Handlungsstrang gerät der von Edin Hasanovic dargestellte Natan (wieder ein Palindrom!) in größte Schwierigkeiten, als er seine Arbeit verliert. Denn die Betriebsversicherung deckte die hohen Kosten für die Behandlung seiner schwerkranken Tochter. Durch einen scheinbaren Zufall kreuzen sich die Wege von Natan und Nora …

 

Welche Rolle spielt der Zufall im Leben? Den Gedanken spinnt Mariko Minoguchi mit ihrer verschachtelten Dramaturgie weiter. In seiner Probevorlesung zu Beginn hatte Aron ja gefragt, warum wir uns an die Vergangenheit, aber nicht an die Zukunft erinnern? Aber: „Ich vertrete die Auffassung, dass wir genau das tun, in Form von Déjà-Vus und Träumen“.

Es bleibt die Frage nach der Bestimmung

Nachdem „Mein Ende. Dein Anfang“ mit chronologisch umgekehrten oder parallelen Szenen das Puzzle um Nora, Aron und Natan zusammensetzt, bleibt die Frage nach der Bestimmung: „Alles, was Du gemacht hast, hat Dich genau hierher geführt“, die philosophische Frage im Zusammenhang mit Arons Interpretation der Relativitätstheorie. „Mein Ende. Dein Anfang“ ist aber darüber hinaus eine nicht nur klug inszenierte, sondern auch insbesondere von Saskia Rosendahl hervorragend gespielte Geschichte über Trauer und Vergebung.

„Mein Ende. Dein Anfang“. Regie: Mariko Minoguchi, Deutschland 2019, 111 Minuten. Auf DVD, EAN: 4009750200926, EUR 12,69. Auf Amazon Prime Video: ab 3,99 EUR

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