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Spielfilm „Unplanned“: Die Läuterung der pro-choice-Aktivistin

Die Grausamkeiten vorgeburtlicher Kindstötung zeigt der Spielfilm „Unplanned“ anhand der Erfahrungen einer ehemaligen Leiterin einer Einrichtung des Abtreibungs-Dienstleisters „Planned Parenthood“.
Ashley Bratcher spielt Abby Johnson, die von der Leiterin einer Abtreibungseinrichtung zur Lebensschützerin wird.
Foto: Unplannedfilm.com

Was sie sah, änderte alles“: Mit diesem Untertitel wird der Spielfilm „Unplanned“ in Deutschland als DVD vertrieben. Was Abby Johnson (Ashley Bratcher) sah, zeigen die Drehbuchautoren und Regisseure Chuck Konzelman und Cary Solomon gleich zu Beginn des Filmes: Erstmals ist Abby selbst an einer vorgeburtlichen Kindstötung unmittelbar beteiligt. Denn aufgrund Personalmangels wird sie gebeten, bei einer ultraschallgesteuerten Abtreibung zu assistieren. Die Erfahrung, den Todeskampf eines ungeborenen Kindes in der 13. Schwangerschaftswoche – dessen Versuche, dem für die Abtreibung verwendeten Vakuumschlauch auszuweichen – gesehen zu haben, wird in dramaturgischer Zuspitzung als der Augenblick dargestellt, als Abby eine lebensverändernde Entscheidung trifft.

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Die schonungslose Darstellung der Abtreibung führte dazu, dass „Unplanned“ in den Vereinigten Staaten die Altersfreigabe „R“ („Restricted“) erhielt: Jugendliche unter 17 Jahren dürfen den Film nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten sehen. In Deutschland erteilte ihm die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (fsk) die Freigabe ab 16 Jahren.

Eigentlich wollte sie schwangeren Frauen in Not helfen

Das Drehbuch von „Unplanned“ basiert auf dem im Januar 2011 erschienenen, gleichnamigen Buch, in dem Abby Johnson ihre Erlebnisse bei „Planned Parenthood“ erzählt: Eigentlich wollte sie schwangeren Frauen in Not helfen. Deshalb beginnt Abby Johnson im Jahre 2001 nach ihrem Studium bei der „Planned Parenthood“-Klinik in der texanischen Kleinstadt Bryan ehrenamtlich zu arbeiten. Sie ist offenbar davon überzeugt, dass die offiziell als „gemeinnützige Organisation“ eingestufte Firma durch „Aufklärung über wirksame Geburtenkontrolle“ und „Informationen zur sexuellen Gesundheit“ die Zahl der Abtreibungen verringern könnte.

Später wird Abby sagen: „Für mich hatte die Abtreibung nie die oberste Priorität“, schließlich hatte sie durch die eigenen zwei vorgeburtlichen Kindstötungen selbst erfahren, was für Folgen die Abtreibung hat. Johnson wurde in der Klinik fest angestellt, und stieg zu deren Leiterin auf. Die „Mitarbeiterin des Jahres“ 2008 trat im Oktober 2009 zurück. Bald darauf begann Abby, sich in der Lebensrechtsbewegung, zunächst in der lokalen „Coalition for Life“ (später in „40 Days for Life“ umbenannt) zu engagieren.

„Wir feierten zwei Stunden lang meine Schwangerschaft,
nachdem wir vorher 38 Schwangerschaftsabbrüche
innerhalb von vier Stunden hinter uns gebracht hatten.“

Die Handlung von „Unplanned“, die als Rückblende erzählt wird, verdeutlicht jedoch, dass das zu Beginn dargestellte Erlebnis eher der sprichwörtliche Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Denn laut der Filmhandlung kommt Abby erstmals ins Grübeln bei einer Feier, die ihre Kolleginnen aus der Abtreibungsklinik für sie organisieren, als sie schwanger wird: „Wir feierten zwei Stunden lang meine Schwangerschaft, nachdem wir vorher 38 Schwangerschaftsabbrüche innerhalb von vier Stundenhinter uns gebracht hatten.“

Echte Zweifel über die wahren Ziele von „Planned Parenthood“ kommen Abby indes ausgerechnet, als sie bei einem Treffen der texanischen Klinikleiterinnen des Konzerns als „Mitarbeiterin des Jahres“ ausgezeichnet wird. Denn dabei eröffnet die Texas-Chefin den Plan, dass „Planned Parenthood“ die „größte Klinik der westlichen Hemisphäre“ bauen will, und dafür die Zahl der durchzuführenden Abtreibungen verdoppelt werden solle. Gegen Abbys Einspruch, dass die Organisation als gemeinnützig eingestuft sei, antwortet Cheryl: „Gemeinnützigkeit ist ein Steuermodell und kein Geschäftsmodell.“

Vorgeburtliches Töten von Kindern ist weltweit ein Geschäft

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Unumwunden gibt sie zu: „Die Abtreibungen bezahlen Ihr Gehalt.“ Dass dies die Protagonistin als Off-Stimme erläutert, ist ein Kunstgriff, der zwar bei Buchverfilmungen häufig eingesetzt wird, den jedoch „Unplanned“ exzessiv betreibt. Dies und die teils erdrückende Musik gehören zu den Schwächen von „Unplanned“. Zu dessen Stärken zählt die Dramaturgie, die Abbys Werdegang als Bekehrungsgeschichte darstellt: Die Läuterung der einstigen „pro choice“- in eine „pro life“-Aktivistin stellt einen klassischen Kinostoff dar, der große Emotionalität ausstrahlt. Dabei verzichtet der Film weitestgehend auf eine Schwarzweiß-Zeichnung, denn die Mitarbeiterinnen der „Planned Parenthood“-Klinik werden durchaus als sympathische Frauen dargestellt. Lediglich Abbys Vorgängerin als Klinikleiterin Cheryl wird von Robia Scott als kühle Geschäftsfrau dargestellt, die sich von Anfang an eher um die Belange der Firma als um die der Frauen kümmert.

Als wichtig hingegen für Abbys späteres Engagement in der Lebensrechtsbewegungstellen die Filmemacher das freundschaftliche Verhältnis dar, das sie bereits als Klinikleiterin mit deren Verantwortlichen unterhielt. Ebenso bedeutsam erscheint in „Unplanned“, dass sowohl Abby Johnsons Mann Doug (Brooks Ryan) als auch ihre Eltern immer zu ihr standen, obwohl sie aus ihrem Nein zur Abtreibung nie ein Hehl machten. Trotz R-Altersfreigabe und sonstiger Hindernisse bei der Vermarktung des Filmes setzte „Unplanned“ auf dem US-amerikanischen Markt mehr als 19 Millionen Dollar um (bei Produktionskosten von ca. 6 Millionen Dollar). Nachdem sich in Deutschland erst wenige Kinos bereit erklärten, den Film zu spielen, wird „Unplanned“ vorwiegend als DVD verbreitet.


„Unplanned“, Regie: Chuck Konzelman, Cary Solomon, USA 2020, 105 Minuten (FSK: ab 16 Jahren). DVD: EAN 4051238076967, EUR 15,00

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