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Aus Fremden werden Freunde

Eine schöne Geschichte über Heimatverlust und über eine Freundschaft, die langsam entsteht: „Zu weit weg“.
Garcías Filmtipp: "Zu weit weg"
Foto: Weydemann Bros. | Ben (Yoran Leicher, rechts) hat es nicht einfach in der neuen Schule. Auch in seinem neuen Fußballverein kann er sich kaum durchsetzen.

Dem Braunkohletagebau sind in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe Ortschaften in Nordrhein-Westfalen zum Opfer gefallen. Im Spielfilm „Zu weit weg“ von Susanne Finken (Drehbuch) und Sarah Winkenstette (Regie) muss der 12-jährige Ben (Yoran Leicher) deshalb mit seiner Familie umziehen. Besonders zu schaffen macht ihn, dass er nicht mehr der gefeierte Torjäger in der Fußball-Jugendmannschaft seines Heimatortes sein kann.

Mehr gemeinsam, wie es auf den ersten Blick scheint

Als Ben in die nächstgrößere Stadt umgezogen ist, wird er zwar vom lokalen Fußballverein aufgenommen. Aber Ben sitzt entweder auf der Bank oder muss als Verteidiger spielen. Als Stürmer spielen darf dagegen Tariq (Sobhi Awad), ein Flüchtling aus Aleppo, der ebenfalls an der Schule neu ist. Bald erfährt Ben, warum es Tariq immer wieder zum Bahnhof zieht. Vielleicht haben die beiden mehr gemeinsam, wie es auf den ersten Blick scheint?

 

„Zu weit weg“ erzählt eine Freundschaftsgeschichte vor dem Hintergrund von Heimatverlust und Integration. Irgendwann einmal versucht Ben, wieder seine alten Freunde zu besuchen, muss aber feststellen, dass er inzwischen einfach „zu weit weg“ wohnt. Er lebt nun lediglich einige Kilometer von seinem Heimatdorf entfernt, und dennoch scheint die Entfernung so groß zu sein, wie die, die Tariq von seinem Heimatland Syrien trennt. Dennoch: Die Filmemacherinnen vergleichen hier nicht. Sie lassen vielmehr unaufgeregt die Freundschaft zwischen den beiden sowie die allgemeine Solidarität entstehen. So bringt Tariqs Suche nach seinem verschollenen Bruder endlich die ganze Klasse auf seine Seite.

Fußballszenen mit symbolischer Bedeutung

Die Fußballszenen, die in den Film immer wieder eingefügt werden, helfen Bens Entwicklung und die Entstehung der Freundschaft zu Tariq besser zu verstehen. So hat die eine Fußballszene, in der ballverliebte Ben endlich mal den Ball abgibt, und dadurch seine Mannschaft das Tor erzielt, symbolische Bedeutung. Denn er kommt endlich aus sich heraus, er reift nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. „Zu weit weg“ ist ein schöner Film, der nicht nur Jugendliche anspricht.

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José García

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