Der Schweizer Schriftsteller Giuseppe Gracia ist davon überzeugt, dass die Kirche „Gott und die Sehnsucht nach wahrer, ewiger Liebe hineintragen“ solle „in den Jahrmarkt der Welt“. Dies sagt Gracia im Interview mit der „Tagespost“. Die Kirche, so Gracia, „sollte die falschen Versprechen der heutigen Zeit entlarven und die wahre Hoffnung sichtbar machen“. Denn: „Wenn die Kirche, statt über eigene Reformen über die herrschende Gegenwartskultur sprechen würde, könnte sie als globale Kraft den Menschen wieder geistliche Nahrung bieten, einen Kompass für die Herzen. Sie könnte zeigen, dass es nicht unsere Bestimmung ist, einfach aufzugehen in den Erfordernissen einer säkularen Existenz zwischen Leistung und Konsum.“
Ein Paradies ohne Christentum
Der Anlass des Gesprächs mit dem Autor ist sein neuer Roman „Der letzte Feind“, der am 20. Juni erschienen ist. Der Roman handelt von der Kirche, einem fiktiven Papst Pius XIII. und aktuellen ideologischen Kampffeldern. „Das Versprechen unserer Zeit ist ein transnationales Wohlstands-Paradies ohne Christentum, auf der Grundlage eines sich selbst erlösenden, digital gerüsteten Menschen. Keine Offenbarung, kein Gott. Aber kann eine solche Gesellschaft überhaupt frei sein und wirklich menschlich bleiben? Das ist die Frage, um die sich der Roman dreht“, so der 53-Jährige.
Aus der Kraft der Tradition
Warum Pius XIII.? „Ich wollte einen Papst, der aus der Kraft der Tradition heraus versucht, die Kirche gegen die Totalverwertung des Lebens in Stellung zu bringen. Eine Kirche, die den Menschen auch gegen moralisch-pädagogisch auftretende Staatsmächte schützt, die zunehmend in die Rolle von Aposteln und Propheten schlüpfen. Eliten, die sich humanistisch geben, in Wahrheit aber nicht den realen Menschen lieben, sondern nur ihre eigene, utopische Vorstellung.“
DT/mee
Giuseppe Gracia über seinen aktuellen Roman „Der letzte Feind“. Lesen Sie das ganze Interview in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe