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Politisch korrekte „Fünf Freunde“ verkaufen sich nicht – Verlage reagieren

Mit politisch korrekt „umgeschriebener“ Literatur sinken die Umsätze. Die britischen und französischen Verlage denken um, nachdem die Texte der „Fünf Freunde“ von Enid Blyton schon vor Jahren auf dem „Altar der ‚Cancel Culture‘“ geopfert wurden.
Enid Blytons " Fünf Freunde"
Foto: Caroline Seidel (dpa) | In den Texten der beliebten „Fünf Freunde“-Reihe („Le Club des Cinq“ auf Französisch, „Famous Five“ auf Englisch) waren in den 2000er-Jahren zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden.

Laut der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ gibt es ein Umdenken bei britischen und französischen Verlagen. In den Texten der beliebten „Fünf Freunde“-Reihe („Le Club des Cinq“ auf Französisch, „Famous Five“ auf Englisch) waren in den 2000er-Jahren zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, die – so glaubte man damals – dem Zeitgeist geschuldet seien.

Kirchenbesuch aus Buch entfernt

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So habe man in den französischen Ausgaben etwa das „passé simple“, die Vergangenheitsform der gehobenen Schriftsprache, durch das Präsens ersetzt, Metaphern vereinfacht und den Fünf Freunden Mobiltelefone hinzuerfunden. „Mutter und Vater“ wurden bei den „sensitiven Textkorrekturen“ durch „Mama und Papa“ ersetzt (The Guardian“). Vor allem aber, so der Figaro weiter, habe man die Texte „von all dem gründlich gereinigt, was dem ‚homo moralisator‘ des 21. Jahrhunderts politisch unkorrekt erschien“.

So habe man im französischen Text von „Le Club des Cinq au bord de la mer“, der im Verlag Hachette erschien, im fünften Kapitel die Szene, in der die Kinder zur heiligen Messe gehen, durch eine Szene ersetzt, in der sie zum Markt spazieren, wie auf der Webseite des französischen „Observatoire de la Christianophobie“ zu lesen ist. Die Kirchen-Passage war in der Ausgabe des Jahres 2000 noch vorhanden, seitdem ist sie jedoch verschwunden. „Dieses Beispiel für die schleichende Entchristlichung“ sei interessant. „Die Absicht, jegliche Andeutung auf das Christentum auszulöschen, ist offensichtlich“, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die britische Schriftstellerin Enid Blyton einst die Lizenz zur Veröffentlichung des englischen Originaltextes erteilt hatte, wie es auf www.christianophobie.fr weiter heißt. 

Verkürzte Fassungen ohne jegliche Substanz

Doch dieses „Marketing 2.0 der Marke Cancel Culture“, das den Verkauf der Bücher Blytons eigentlich ankurbeln sollte, sei dem Figaro zufolge nicht aufgegangen. Nun habe sich Jahre nach diesen „popularisierenden“ Entscheidungen der französische Verlag „Hachette“ entschlossen, die „verkürzten und jegliche Substanz vermissenden Fassungen zu stoppen“.

Schon kurz zuvor habe dieser monetäre Grund durch Umsatzrückgänge in Großbritannien zu den gleichen Ergebnissen geführt. Noch Anfang der 2010er-Jahre hatte die Leiterin der Sektion Kinderbücher des englischen Verlages Hodder, Anne McNeil,– „ganz Feuer und Flamme“ – erklärt, dass „eine Vereinfachung der Sprache den Kindern ermöglichte, sich besser in die Ermittlungen der Famous Five einbringen zu können“. Nach sechs Jahren enttäuschender Erfahrungen musste sie aber „schmerzlich feststellen, dass die grammatikalische Nivellierung und die vereinfachte Rechtschreibung ‚nicht funktioniert hatten‘“. Hodder verkauft jährlich mehr als eine halbe Million Exemplare der „Famous Five“-Bücher.  DT/ks

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