Er war seit seinem ersten Asthma-Anfall als Kind ein Leidender, der dadurch in die Rolle des Beobachters geriet. Das Romanwerk, das daraus entstanden ist, wurde einem Schlüsselwerk der Moderne, das die Auseinandersetzungen und den Lebensstil in der französischen Gesellschaft sezierte. Mit „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gelang Marcel Proust (1871-1921) auch ein Kommentar zur französischen Politik.
Eine persönliche Sicht auf die Welt
Da gibt es bei ihm den Adel, der meint, dass er noch etwas zu sagen hat, aber die reale Macht abgegeben hat an das Bürgertum – das sich noch immer mit Trägern alter Namen umgibt. Der Sohn eines katholischen Vaters und einer jüdischen Mutter nahm auch genau die Welten seiner Eltern war, und wie damit etwa die Dreyfus-Affäre verbunden war.
Wie Flaubert wollte auch Proust eine persönliche Sicht der Welt ausbreiten. In seinem konsequenten Subjektivismus blieb dem Leidenden nur die Erinnerung. Die berühmt gewordene ist die des Eintauchens des Madeleine-Gebäcks in Lindenblütentee vor dem Hochamt. Auch wenn Proust die großen Kathedralen seines Landes verehrte und darüber auch schrieb, war er doch kein praktizierender Katholik, doch kamen ihm die kirchlichen Feiertage natürlicher vor als die weltlichen. Auch wollte er, dass auf ihm auf seinem Sterbebett ein Rosenkranz in die Hände gelegt werde. Die künftige Literatur prägte er mit seinem Stil der inneren Rede und dem Fließenlassen des Bewusstseinsstroms. DT/ari
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