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Sky-Serie „Temple“: Geheimklinik unter London

Die Sky-Serie „Temple“ überzeugt mit einer ausgeklügelten Dramaturgie und guten Schauspielern: Vorbereitungen auf eine Pandemie im U-Bahn-Tunnel .
Sky-Serie „Temple“ - Filmszene
Foto: Sky UK Limited

 Der Serientitel „Temple“ spielt auf die „Temple Station“ im Londoner U-Bahn-Netz an. Unterhalb der U-Bahn-Station hat sich Tunnelarbeiter Lee Simmons (Daniel Mays) eingenistet. Als „Prepper“ möchte er auf eine mögliche Katastrophe vorbereitet sein. Irgendwann einmal erklärt Lee, warum er dies tue: „Eine Pandemie könnte in einem halben Jahr den halben Planeten infizieren.“ Da die Serie letztes Jahr gedreht wurde, erstaunt der aktuelle Bezug.

Der vergessene Tunnelkomplex – in London werden jedes Jahr etwa 50 Tunnel entdeckt – bietet sogar Platz für eine Klinik. Dort hat Lee zusammen mit dem Chirurgen Dr. Daniel Milton (Mark Strong) ein Krankenhaus eingerichtet für Menschen, die „nicht in das Gesundheitssystem gehen können“. Nach dem Tod seiner Frau Beth (Catherine McCormack) gab Dr. Milton seine Stelle im Krankenhaus auf. Nun behandelt er hier Obdachlose, illegale Einwanderer und Kriminelle oder Menschen, die einfach „Diskretion“ über alles lieben.

Ein Tunnelkomplex für eine Klinik

Mit seiner Arbeit verfolgt Daniel Milton jedoch seine eigenen Ziele, die zunächst eher im Dunkeln liegen. Der Zuschauer erfährt davon erstmals am Ende der ersten Episode, was der zunächst kaum erklärlichen Handlungsweise des Chirurgen einen Sinn verleiht. So wird auch verständlich, warum sich zwei so unterschiedliche Charaktere wie Lee Simmons und Daniel Milton zusammengetan haben. Davon wird auch bald Anna Willems (Carice van Houten) erfahren, die mit Daniels Frau Beth in einem Forschungslabor gerade an der Erforschung der Krankheit „Lancaster-Syndrom“ zusammenarbeitete, an der Beth gestorben ist. Anna nimmt sich dann in ihrer Firma eine Auszeit, um Daniel zu unterstützen.

In diesem Zusammenhang könnte der Titel „Temple“ auch als eine Anspielung darauf verstanden werden, dass hier ein „Gott in Weiß“ agiert – die Frage, ob er sich als Chefarzt für Gott hält, wird Dr. Milton sogar ausdrücklich gestellt. Jedenfalls hängen mit seiner Handlungsweise schwierige moralische Fragen zusammen, die sich bereits bei der Gedenkfeier für Beth stellen, als Daniel erklärt: „Sie wollte ihren Stolz, ihre Unabhängigkeit bewahren, und sie entschied, wann sie die Welt verlassen wollte. Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch war.“

„Sie wollte ihren Stolz, ihre Unabhängigkeit bewahren,
und sie entschied, wann sie die Welt verlassen wollte.
Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch war.“

Nachdem aber Lee (Daniel Mays) den angeschossenen Jamie (Tobi King Bakare) einliefert, der in einem Gelddepot zwei Millionen Pfund gestohlen hat, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle. Die Geheimklinik steht nun auf Messers Schneide; sie könnte in jedem Moment auffliegen. Denn hinter Jamie sind sowohl die Ermittler Karen Hall (Chloe Pirrie) und Rob Moloney (Ryan McKen) her, die den jungen Mann verhaften wollen, als auch Mercy (Wunmi Mosaku), die Mutter eines Komplizen von Jamie, der im Gefängnis gelandet ist. Zusammen mit ihrem Freund Keith (Craig Parkinson) will Mercy ebenfalls Jamie finden, weil sie sowohl auf das Geld als auch auf Rache aus ist.

Dramaturgisch zeichnet sich „Temple“ durch geschickt immer wieder in die Handlung eingestreute Rückblenden aus, die eine Reihe Fragen beantworten, etwa wie sich Lee und Daniel kennenlernten, und wie sie auf die Idee der illegalen Klinik kamen. „Temple“ basiert zwar auf der norwegischen Serie „Valkyrien“. Aber laut Hauptdarsteller und Produzent Mark Strong konzentriere sich die Sky-Serie „mehr auf das Entwickeln der Figuren, was sehr britisch ist. Es gibt keine Explosionen am Ende jeder Folge, und der Ton ist dunkel mit einem Comic-Unterton.“ Dazu kommen humorvolle Elemente hinzu, vor allem seitens der Polizei-Ermittler, die der teils klaustrophobischen Atmosphäre eine gewisse Auflockerung verschaffen. Über die tiefgründigen Elemente der Serie sagt Mark Strong weiter: Daniel treffe „Entscheidungen, die seinen Vorstellungen von Moral total widersprechen“.

„Temple“, achtteilige Serie mit insgesamt 345 Minuten. Serienentwickler: Mark O'Rowe, auf Sky.

DT/ska

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