Der Philosoph und Medienexperte Norbert Bolz reflektiert in der „Tagespost“ über neue illiberale Zensur-Tendenzen. „Während die Lautsprecher der Politischen Korrektheit von Buntheit, Diversität und Multikulturalität tönen, leben wir längst in einem radikal illiberalen Zeitalter, das keine Diskussionen mehr kennt. Dass Deutschland debattenunfähig geworden ist, ist das Resultat einer fanatischen Moralisierung aller Lebensfragen.“
Wachsende Infantilisierung
Dabei sieht Bolz als Ursache unter anderem eine wachsende Infantilisierung, verknüpft mit Radikalismen, Puritanismus und Jakobinismus: „Die Taliban sind mitten unter uns. Die militante Linke von heute kann sich nicht auf Marx, wohl aber auf Bakunin berufen: das gelobte Lumpenproletariat der unzivilisierten, beleidigten Bohemiens. Der Neid auf die Erfolgreichen und die Unduldsamkeit gegenüber anderen Meinungen sind ihre wesentlichen Charakteristika. Und ihre Vision ist der Bürgerkrieg.“
Das Stichwort laute „woke“, also „angezüchtete Hypersensibilität, Hysterie als Politikersatz“. Was sieht Norbert Bolz als Gegenmittel an? Es sei „die wichtigste Aufgabe einer neuen Aufklärung, einen Impfstoff gegen Hypermoral zu entwickeln“.
DT/mee
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