Es war ein kühler, regnerischer Novembertag. Ich war gerade heimgekommen von einer Vorlesung an der Hardenbergstraße. Da rief ein Kommilitone an. Die Mauer sei auf. Ob ich Lust hätte, zum Brandenburger Tor mitzukommen. Natürlich hatte ich darauf Lust. Und so stand ich bald in einem lebendigen historischen Gemälde: Auf der Berliner Mauer, Blick Richtung Brandenburger Tor, wo die Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR mit Misstrauen auf die Westler schauten, die ihnen „Die Mauer muss weg“ zuriefen. Auch ich rief. Während diejenigen, die mit mir auf der Mauer standen und dem Osten den Rücken zukehrten, von internationalen Kamerateams und Fotografen ins Visier genommen wurden, und ihr Konterfei um die Welt reisen ließen.
Berlin
Zeit für eine neue Mauer?
Vor dreißig Jahren begann das „Wunder“ der Wiedervereinigung. Heute ist Deutschland zerrissen wie schon lange nicht mehr. Ein Blick zurück nach vorn.