Der Weltuntergang hat Konjunktur, jedenfalls im Reden, Schreiben und Filmen, in Popular- und Subkultur“, meint der Historiker Johannes Fried in seinem Buch, dessen Titel „dies irae“ (Tag des Zorns) dem Requiem entlehnt ist. Über weite Strecken seines Werks zeigt der Autor, der bis zu seiner Emeritierung Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt war, dass religionsgeschichtlich „allein das Christentum, aus jüdischen Wurzeln erwachsen und ohne den geringsten Anflug eines zyklischen Denkens, in linearer Heilsgeschichte einen dauerhaften Untergang der stofflichen Welt“ verkündete. In den altorientalischen Kulten seien zyklisch wiederkehrende Untergänge mit ...
Wo der Untergang in den Tiefen der Psyche lauert
Der Historiker Johannes Fried zeigt, wie die christliche Eschatologie das Endzeitgefühl des säkularen Westens formte. Von Stephan Baier