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Film „Der Fall Jesus“: Wie die Wahrheit zu Jesus führt

Der Film „Der Fall Jesus“ zeigt eine Recherche über christlichen Glauben im Stil des investigativen Journalismus. Von José García
Filmcover „Der Fall Jesus“
Foto: IN | Lee Strobel (Mike Vogel) untersucht die Auferstehung Jesu mit den Mitteln des investigativen Journalismus. Am Ende muss er feststellen: „Na gut, Gott. Du hast gewonnen.“

Einige Spielfilme über das Leben Jesu setzen den Kunstgriff ein, die Echtheit der Lehre Christi durch einen (fiktiven) Agnostiker überprüfen zu lassen, so etwa Henry Costers „Das Gewand“ von 1953 (DT vom 23. August) oder auch vor zweieinhalb Jahren Kevin Reynolds „Auferstanden“ („Risen“, DT vom 26.3.2016).

Die Wahrheit des Glaubens untersuchen

Der kürzlich auf DVD erschienene beziehungsweise auf die Online-Plattform „Amazon Prime“ eingestellte Spielfilm „Der Fall Jesus“ („The Case for Christ”) von Jon Gunn geht ebenfalls diesen Weg, allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden: Einerseits ist der Film in unserer Zeit, in den 1980er Jahren angesiedelt, andererseits beruht er auf wahren Tatsachen. Denn bei „Der Fall Jesus“ handelt es sich um die Verfilmung des autobiographischen Buchs von Lee Strobel, das im Deutschen 1999 unter dem Titel „Der Fall Jesus. Ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit“ erschien. Weltweit wurde das Buch mehr als 17 Millionen Mal verkauft.

Dass Lee Strobel kein verschrobener Sonderling war, als er seine Recherche über das Leben Jesu begann, stellt der Film von vorneherein fest. „Der Fall Jesu“ beginnt denn auch damit, dass Lee Strobel (Mike Vogel) als Gerichtsreporter einen Journalistenpreis erhält, und bei der „Chicago Tribune“ befördert wird. Bei der anschließenden Feier in einem Restaurant rettet Krankenschwester Alfie Davis (L. Scott Caldwell) seine Tochter vor dem Erstickungstod. Alfies Äußerung, ihre Anwesenheit im Restaurant sei kein Zufall („Das ist Jesus“), lässt Lees Frau Leslie (Erika Christensen) keine Ruhe. Sie beginnt, Alfies freikirchliche Gemeinde zu besuchen. Leslies Verhalten macht Lee wütend: „Wir sind Atheisten.“ Der Journalist fühlt sich nicht nur durch seine Frau in den gemeinsamen Überzeugungen verraten. Er glaubt darüber hinaus, dadurch seine Frau zu verlieren. Deshalb empfindet es Lee als eine Art Verpflichtung, Leslie „retten“ zu müssen. Als investigativer Journalist will er eine umfassende Recherche starten, um den Glauben an Jesus Christus als Wahnvorstellung zu entlarven.

Wo soll er bei einer Recherche über einen Gegenstand anfangen, von dem er gar keine Ahnung hat? Lee wendet sich an seinen Mentor Ray Nelson (Brett Rice), dessen Tochter vor Jahren eine ähnliche Bekehrung wie nun Leslie erfuhr, und der ihm den Rat gibt: „Am Ende geht es immer um Fakten und um die Wahrheit“. Dass sich Lee Strobel redlich um die Überprüfung von Fakten und um das Herausfinden der Wahrheit bemüht, darüber lassen die Filmemacher und Hauptdarsteller Mike Vogel gar keinen Zweifel aufkommen. Einen entscheidenden Tipp bekommt der Journalist von seinem gläubigen Kollegen Joe Dubois (Frankie Faison): „Der christliche Glaube basiert auf der Auferstehung Jesu.“ Will Lee also die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens prüfen, so soll er die Stichhaltigkeit von Jesu Auferstehung auf den Prüfstand stellen.

Eine der bestbezeugten Taten der Antike

Der Film „Der Fall Jesu“ besteht aus den Recherchen und den Interviews, die Lee Strobel mit Spezialisten führt. Mit ihm erfährt etwa der Zuschauer die im Vergleich mit anderen antiken Schriften hohe Glaubwürdigkeit der Evangelien: Besteht etwa zwischen der Entstehung von Homers „Ilias“ und der ältesten erhaltenen Abschrift eine Lücke von 1 100 Jahren, so werden die frühesten Fragmente des Neuen Testaments auf das Jahr 200 datiert. Und die Forschung geht davon aus, dass die ältesten Schriften der Evangelien kaum einige Jahrzehnte nach den Ereignissen abgefasst wurden, die darin geschildert werden. Über den Kreuzigungstod Jesu belehrt Lee der angesehene Mediziner William Craig (Rus Blackwell): „Die Kreuzigung Christi ist eine der bestbezeugten Taten der Antike.“

Drehbuchautor Brian Bird und Regisseur Jon Gunn verknüpfen die Haupthandlung der Jesus-Recherche mit einem Nebenstrang, bei dem Lee Strobel an einem Gerichtsfall arbeitet: Ein Polizist wurde von einem jungen Afroamerikaner angeschossen. Erst nach einer umfangreichen Recherche stellt es sich heraus, dass die Wahrheit ganz anders liegt, als zunächst angenommen.

In der Parallelhandlung erweisen sich mehr Gemeinsamkeiten mit der Haupthandlung, als zunächst angenommen. Denn auch hier stellt sich für den Journalisten die Frage, welcher Wahrheit er glauben soll, die als glatte Faktenlage dargestellte, oder eher eine unbequeme Wahrheit, die auch persönliche Konsequenzen fordert? Dass trotz erdrückender Fakten der Glaube auch eine persönliche Entscheidung fordert, versinnbildlicht „Der Fall Jesu“ mit einer weiteren Nebenhandlung über das gestörte Verhältnis Lees zu seinem Vater Walt Strobel (Robert Forster), das ihn zunächst daran hindert, Gott als Vater anzuerkennen.

„Der Fall Jesus“ erinnert eher an klassische Filme über investigativen Journalismus wie Alan J. Pakulas „Die Unbestechlichen“ („All the President's Men“, 1976) oder Tom McCarthys „Spotlight“ (DT vom 8.3.2016) als an die kitschigen, freikirchlich inspirierten Filme aus den Vereinigten Staaten.

Übrigens: Der Abspann gibt Auskunft über das weitere Leben des 1952 geborenen Lee Strobel: Im Jahre 1987 gab er den Journalistenberuf auf, um Pastor zu werden, Lee Strobel schrieb mehr als 20 Bücher über den christlichen Glauben. Heute gilt Strobel als einer der bekanntesten zeitgenössischen christlichen Apologeten in den Vereinigten Staaten.

Der Trailer zum Film:

„Der Fall Jesus“, USA 2017. Regie: Jon Gunn, 112 Min., DVD EAN 4-05123805-635-8, EUR 15,–

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