Er war ein hoch gebildeter österreichischer Aristokrat, ein vielsprachiger und polyglotter Weiser, war Historiker und Philosoph, zugleich jahrzehntelang Kolumnist, Romancier und Maler. Heute würde er wohl als konservativer Vordenker verehrt und vielleicht sogar gelesen werden, hätte er das Etikett „konservativ“ nicht selbst so vehement zurückgewiesen. Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn setzte lieber auf gezielte Provokation und nannte sich einen „rechtsradikalen Stockliberalen“. Sichtlich genoss er die Szene, wenn er gleich zu Beginn eines Vortrags die anwesenden Honoratioren geschockt hatte, und das Publikum kurz den Atem anhielt.
Was ist das Gegenteil von links?
Erik von Kuehnelt-Leddihn (1909 bis 1999) sah Europa ab der Französischen Revolution in einem Strom linker Totalitarismen. Ihnen wollte er eine geschlossene, freiheitliche und personalistische Ideologie entgegensetzen. Der Begriff „konservativ“ schien ihm für das weltanschauliche Ringen aber unbrauchbar. Teil VI der „Tagespost“-Serie zum Konservativismus. Von Stephan Baier